Riesenspaß mit dem Riesenball

Vor 24 Jahren entwickelte der kanadische Sportlehrer Mario Demers ein neues Spiel, mit einem überdimensionalen Ball und drei Mannschaften gleichzeitig auf dem Spielfeld. Vor ein paar Jahren fand Kin-Ball auch den Weg nach Österreich. Ein Ballspiel, dass den Teamgeist fördert und allen etwas bietet.

Die Spieler knien am Boden. Mit gesenktem Haupt und zum Himmel gestreckten Armen bilden sie das Fundament für den Abschlag eines überdimensionalen Balls. Sie erinnern dabei an den Titanen Atlas, der das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt. Nein, wir befinden uns nicht im neuesten Marvel Film, es handelt sich um Kin-Ball, ein Teamsport aus Kanada.

Das Besondere an Kin-Ball ist, dass immer drei Teams gleichzeitig am Feld sind. Jede Mannschaft besteht aus vier Spielern. Die Teams sind mit den Farben Blau, Grau und Schwarz gekennzeichnet. Die Mannschaft, die im Ballbesitz ist, ruft die Farbe einer gegnerischen Mannschaft und schlägt den Ball nach Möglichkeit so ab, dass die abwehrende Mannschaft ihn nicht unter Kontrolle bringen kann. Der Ball selbst ist gigantisch und hat einen Durchmesser von 1,22 Meter und ein Gewicht von rund einem Kilo. Die Verteidiger müssen eine Bodenberührung des Balls verhindern. Dazu dürfen sie den ganzen Körper, also auch Kopf, Rumpf usw. benutzen. Gelingt es ihnen nicht bekommen die beiden anderen Teams einen Punkt.

Diskussionen mit den Schiedsrichtern sind nicht erlaubt, dies erfordert ein hohes Maß an Fairness von allen Spielern.

Ein Spieler schlägt den 1,22 Meter großen Ball mit seinem Unterarm weg
Kraftvoller Abschlag durch einen österreichischen Spieler beim Kin-Ball Weltcup 2015 in Spanien.

Erfunden wurde der Sport von dem kanadischen Sportlehrer Mario Demers. Er sieht die Vorteile des Spiels mit drei Teams gegenüber anderen Mannschaftssportarten so: „Es gibt nie eine direkte Konfrontation. Wenn man immer die gleiche Mannschaft angreift, verschafft man der anderen Mannschaft Punkte. Zwischen den gegnerischen Mannschaften werden so Gleichgewicht und Harmonie geschaffen.“

Der Gründungslegende nach kam Mario Demers bei einem Led Zeppelin Konzert auf die Idee für das Spiel. Um die Stimmung anzuheizen, warfen die Veranstalter riesige Luftballons in das Publikum. Die Ballons wurden gefangen und weiter geschossen. Die Spielidee war geboren. Demers, der nicht nur Led Zeppelin-Fan war, sondern auch kurz vor dem Abschluss seines Studiums stand, erledigte damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Er hatte seinen Spaß und die Idee für seine Abschlussarbeit.

„Du kannst von alt bis jung, egal ob männlich oder weiblich, Kin-Ball spielen“

Felix Andreaus

Das war im Jahr 1986. Bis Kin-Ball das erste Mal in Österreich gespielt wurde, dauerte es noch ein Vierteljahrhundert. Erst 2011, als die französische Kin-Ball Vizeweltmeister, Lucile Pineau, Felix Andreaus, von dem Sport erzählte, begann die Entwicklung bei uns. Andreaus schaffte gemeinsam mit Karoline Gutkas und Wolfgang Pollany, die Leidenschaft für Kin-Ball auf weiter Sportler zu übertragen. 2014 wurde ein eigener österreichischer Verband gegründet. In diesem Jahr traten auch erstmals ein Herren-Nationalteam und ein Mix-Klub Team bei den Europameisterschaften in Tschechien an.

Kin-Ball Spieler bei einem Match
Drei Teams befinden sich auf dem Spielfeld. Zur Unterscheidung tragen sie Shirts mit der jeweiligen Teamfarbe in grau, blau oder schwarz. (Bild: Kin-Ball Austria)

Für Felix Andreaus ist es vor allem das kollegiale Element, das den Reiz des Sports ausmacht. „Du kannst von alt bis jung, egal ob männlich oder weiblich, Kin-Ball spielen“, sagt er.

Ähnlich sieht es auch der Erfinder des Sports, Mario Demers: „Die Regeln erlauben es erfahrenen Spielern, sehr gut zu sein, und weniger erfahrenen Spielern, gut zu spielen.“

Durch die Regel, die vorschreibt, dass im Moment des Abschlages, alle vier Spieler des Teams den Ball berühren müssen, ist es auch nicht möglich, schwächere Spieler auszuschließen.

Um Kin-Ball zu spielen braucht man nur den Ball und farblichen Markierungen, für die drei Teams. Ansonsten ist keine Spezialausrüstung notwendig. Dadurch eignet sich der Sport besonders gut für den Schulsport. 5000 bis 7000 Schüler werden jedes Jahr durch den Kin-Ball Verband mit dem Sport vertraut gemacht. Dabei liegt bei den Schülern der ersten beiden Schulstufen das Schwergewicht auf Bewegung und Spaß mit dem Ball. Schüler, ab der dritten Klasse Volksschule, sind körperlich und motorisch schon in der Lage ein Kin-Ball Match mit vereinfachten Regeln zu spielen.

Gespielt wird der Sport an zahlreichen Schulen und Vereinen. International wird Österreich durch das Nationalteam vertreten. 2015 traten das Herren-Nationalteam sowie 3 Spielerinnen und ein Head-Coach im „International Mix-Team“ beim Worldcup in Madrid an und errangen mit dem Mix-Team den Sieg.

Wer mehr über Kin-Ball erfahren will, findet ausführliche Informationen auf der Seite des österreichischen Kin-Ball Verbandes und des Vereins Randsportarten.

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