„Es ist erst vorbei, wenn der letzte Pfeil geschossen ist“

Lac La Biche in Kanada war heuer Austragungsort der World Archery 3D Championships. Der Österreicherin Ingrid Ronacher gelang es nach einem schwachen Start den Weltmeistertitel zu erringen. Trotz dieses großen Erfolgs ist die Sportlerin nicht müde und strebt schon wieder nach neuen Zielen. (Titelbild: Lac La Biche 2019 World Archery 3D Championships)

1798 legte der Engländer David Thompson am Ufer des Lac La Biche mit seinem Schiff an. Der Kartograf Thompson war im Auftrag der North West Company, einer Agentur für Pelzhandel, auf der Suche nach der schwierig zu findenden Nordwest Passage, unterwegs. Er war somit der erste Europäer der dieses Stück Land im Norden Kanadas betrat.

Mehr als 200 Jahre später betreten wieder Europäer das Ufer des Elchsees. Dieses Mal sind sie nicht auf der Suche nach Bärenfellen. Bewaffnet sind sie aber trotzdem. Mehr als 250 3D-Bogenschützen mit ihren Betreuern treffen sich zur Durchführung ihrer Weltmeisterschaft.

Eine der Schützinnen ist Ingrid Ronacher. Die 30-Jährige Salzburgerin betreibt den Bogensport schon seit 16 Jahren. Ihre Disziplin ist der 3D-Parcour. Beim 3D Bogenschießen wird nicht auf Zielscheiben, sondern auf Schaumstofftiere gezielt. Die Ziele sind dreidimensional. Geschossen wird in meist unebenem Gelände sowohl hinauf als auch hinunter, oft auch zwischen Bäumen hindurch. „Grabenschüsse gab es keine“, so Ronacher, denn in Lac La Biche war alles flach. Trotzdem ist die Schützin begeistert von den Gastgebern. „Wir wurden nett empfangen und alles war gut organisiert“, sagt Ronacher.

Ronacher am 3D Parcour in Lac La Biche in Kanada
Ingrid Ronacher bei einem Head to Head-Wettkampf in Lac La Biche.

Die Schützen treten bei der 3D-Weltmeisterschaft in Herren und Damenklassen an. Unterschieden wird zusätzlich nach Art des verwendeten Bogens. Diese reichen von Blankbogen und Compoundbogen über Instinktivbogen bis zum Langbogen. Ronachers Sportgerät ist der Compoundbogen. Dieser unterscheidet sich schon rein äußerlich von den anderen Bögen, da die Sehne nicht direkt mit dem Bogen verbunden ist, sondern ein wenig aufgerollt ist. Der Vorteil des Bogens ist, dass durch die technische Verbesserung mit einem geringeren Kraftaufwand höhere Pfeilgeschwindigkeiten erreicht werden können.

Infografik 3D Bogensport

Trotz der technischen Ausgereiftheit des Bogens, ist die Präzession der Schützin entscheidend für den Erfolg. Für Ingrid Ronacher wirkte sich das so aus, dass sie bei den zwei Qualifikationsrunden, die an zwei Tagen stattfanden, nur im hinteren Mittelfeld landete. In fünf Head-to-Head-Wettkämpfen, bei den immer zwei Schützinnen gegeneinander antreten, trat sie die Aufholjagd an und es gelang ihr, ins Finale einzuziehen. Frei nach ihrem Motto, „es ist erst vorbei, wenn der letzte Pfeil geschossen ist”, entschied sie auch das letzte Duell für sich und krönte sich selbst zur Weltmeisterin im 3D-Bogenschießen 2019. „Es war eine irrsinnig lässige Veranstaltung“, sagt die Weltmeisterin und blickt schon wieder auf zukünftige Herausforderungen.

Neben ihrer aktiven Arbeit als Schützin ist sie so ganz nebenbei noch Präsidentin des Salzburger Bogensportverbandes. Auch in dieser Funktion hat sich vorgenommen einiges zu bewirken. Ihr nächstes sportliches Ziel liegt bei der Feldbogen-WM im nächsten Jahr in den Vereinigten Staaten. In dieser, dem 3D-Bogenschießen ähnlichen Disziplin, gelang es ihr heuer, bei der Europameisterschaft in Slowenien den elften Platz zu erreichen. Es bleibt also spannend.