Vier Rollen und fünf Ringe – Skateboarden bei Olympia

Schon im Jahr 2016 fiel die Entscheidung des IOC, dass Skateboarden ab den Sommerspielen 2020 eine olympische Sportart sein wird. Das Debüt hat sich um ein Jahr verzögert, aber es kommt. Olympische Medaillen gibt es in den zwei Disziplinen Street und Park zu gewinnen. Die Niederösterreicherin Julia Brückler wird als erste Österreicherin unser Land in der Disziplin Street vertreten.

Julia Brückler startet im Street-Bewerb

 Ariake Urban Sports Park,
Der eigens für die Olympischen Spiele erbaute Ariake Urban Sports Park, ist der Austragungsort der Skate-Bewerbe. (Bild: ©Tokyo 2020)

Der Street-Bewerb wird auf einem ebenen, straßenähnlichen Parcours mit Treppen, Handläufen, Bordsteinen, Bänken, Mauern und Schrägen ausgetragen. Jeder Skateboarder tritt einzeln an und nutzt jeden Abschnitt, um eine Reihe von Tricks zu demonstrieren. Bei der Bewertung werden Faktoren wie der Schwierigkeitsgrad der Tricks, die Höhe, die Geschwindigkeit, die Originalität, die Ausführung und die Komposition der Bewegungen berücksichtigt, um eine Gesamtnote zu vergeben.

Am Anfang stand ein rosa Board

Angefangen hat für Julia Brückler alles auf einem rosa Plastikboard vom Spar. Heute zählt sie zu den besten ihrer Sportart. Dass sie ein gewisses Talent für das Skateboarden hat, war ihr schon mit 12 Jahren klar, doch erst nach der Matura, rückte der Sport in den Vordergrund.

Als ich angefangen habe zu skaten, war ich wahrscheinlich die einzige weibliche Skateboarderin im ganzen Land

Julia Brückler

Trotz ihrer früh geweckten Liebe zu Skateboarden schien es für sie lange Zeit unmöglich, eine Profikarriere zu starten. „Es kam mir nie in den Sinn, dass ich eines Tages tatsächlich davon leben könnte. Die Möglichkeiten waren einfach nicht da“, sagt sie. Dass ihre Sport- und Trainingspartner, so gut wie immer, männlich waren, hat sie nie davon abgehalten ihr Ziele zu verfolgen. „Als ich angefangen habe zu skaten, war ich wahrscheinlich die einzige weibliche Skateboarderin im ganzen Land, aber das hat mich nie wirklich interessiert“, sagt sie. Geprägt wurde sie von vor allem durch Skate-Filme. Einen besonderen Eindruck machte die Doku AKA: Girl Skater auf sie. Der Film begleitet eine Reihe von weiblichen Skateboard-Profis bei einer Tour durch Australien. „Dieses Video hat mich umgehauen. Es war das erste Mal, dass ich tatsächlich Mädchen skaten sah und ich war begeistert“, sagt Julia Brückler begeistert.

Neben dem Studium begann die heute 31-Jährige in einem Indoor-Skatepark in Wien zu arbeiten, und versucht, so viel wie möglich an Skate-Bewerben teilzunehmen. „Natürlich war das nicht einfach zu kombinieren, also habe ich meinen Bachelor-Abschluss verschoben und letztes Jahr auch meinen Job gekündigt, um meinen Traum zu leben“, sagt Julia und ergänzt, „so kitschig es auch klingen mag, man lebt nur einmal, also habe ich mir gesagt, dass ich das, was ich liebe, so lange wie möglich genießen kann – bis jetzt habe ich es nicht bereut.“

Von Texas nach Tokio

Julia Brückler macht einen Sprung mit ihrem Skateboard
Julia Brückler in ihrer texanischen Wahlheimat. (Bild: Screenshot YouTube)

Auch nicht bereut hat sie ihren Umzug in die texanische Stadt Belton, vor zwei Jahren. Dort schätzt sie vor allem die besseren Trainingsmöglichkeiten und Trainingspartner, zu denen auch ihr Freund, der amerikanische Profi-Skater Cody McEntire, zählt. Julia Brückler hat in ihrem Sport mehr erreicht als je eine Österreicherin oder Österreicher vor ihr. Mit ihrer Qualifikation für den ersten olympischen Skateboard-Bewerb ist ein weiterer Meilenstein erreicht.

Homepage von Julia Brückler
YouTube-Kanal von Julia Brückler
Skate-Bewerbe in Tokio