Ich bin nicht Schokolade

Philipp Trattner ist Leiter der Sektion Sport im BMKÖS. Im Interview mit dem Bundessportmagazin spricht er über seine persönlichen und auch beruflichen Highlights im Jahr 2020 und darüber, dass man es nicht immer jedem recht machen kann.

Wir haben einen neuen Sportminister. gibt es neue Schwerpunkte?

Trattner: Die Schwerpunkte sind im Regierungsprogramm definiert. Besonderes Augenmerk wird auf den Schwimmunterricht gelegt. Möglichst viele Kinder sollen schwimmen lernen bzw. die Möglichkeit zur Sportausübung haben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Skisport. Schulen sollen wieder verstärkt, in Absprache mit den Ländern, Schulskikurse anbieten. Nicht unwesentlich ist das Thema Berufssportgesetz. Hier geht es um die Schaffung einer Rechtssicherheit für alle Beteiligten im Sport. Arbeitsrechtliche, sozialrechtliche, aber auch haftungsrechtliche Sicherheit soll davon umfasst sein. Ein weiteres Projekt ist die Entwicklung einer Technologie GmbH, um in der technologischen Sportentwicklung einen international vergleichbaren hohen Standard zu erreichen.

Philipp Trattner
Sport-Sektionsleiter Philipp Trattner.

Gibt es Maßnahmen für Olympia?

Trattner: Unmittelbar nach den Olympischen Spielen in Pyeongchang 2018, wurden zwei Wintersport-Pilotprojekte gestartet. Für den Sommersport ist es nicht klug, so kurz vor den Olympischen Bewerben maßgebliche Strukturänderungen vorzunehmen. Im technologischen Bereich gibt es hier einige Unterstützungsmaßnahmen. Wesentlich ist aber, in diesem Jahr zu prüfen, wie wir unterstützen können, ohne die Verbände in ihrer Vorbereitung zu stören.

Der Wintersport ist im Wandel. gibt es hier konkrete Projekte?

Trattner: Österreich ist eine Wintersportnation. Das liegt sowohl an unserer Topografie, wie auch an unserer Geschichte. Der Wintersport hat natürlich immer zwei Ausrichtungen. Das eine ist die sportliche, das andere ist die touristische Ausrichtung. Einer der Hintergedanken bei der Förderung von Skikursen ist, dass die Teilnehmer vielleicht später ihren Urlaub in einem unserer Wintersportgebiete verbringen werden. Wir haben schneeärmere und schneereichere Winter. Da ist es natürlich ein Thema, welche Veranstaltungen wir in Österreich durchführen können. Es gibt beispielsweise eine laufende Bewerbung von Saalbach Hinterglemm für die Alpine WM 2025.

Was ist ihr persönliches sportliches Highlight im Jahr 2020?

Trattner: Für mich persönlich ist in diesem Jahr wichtig, dass ich den eigenen Sport wieder aktiviere. Dass ich wieder laufen gehe, wieder Basketball spiele. Als Sektionsleiter sehe ich die in Wien und Graz ausgetragene Handball Europameisterschaft als ein Highlight. Das Turnier war ausgezeichnet organisiert und die österreichische Mannschaft hat hervorragend gespielt. Sportlich interessant wird die Fußball-Europameisterschaft, bei der unsere Mannschaft in Rumänien und in den Niederlanden spielen wird. Das größte Event sind sicher die Olympischen und die Paralympischen Spiele in Tokyo. Diese sind für unsere Sportler, aber auch für unser Organisationskomitee und das Österreichische Olympische Comité eine große logistische Herausforderung. Es sind schwere klimatische Bedingungen. Es ist ein sehr anspruchsvolles Segelrevier, aber wir haben ausgezeichnete Segler. Ich bin optimistisch, dass sowohl die sportlichen Erfolge, wie auch die Organisation, gut sein werden.

Sie waren selber aktiver Sportler. Nützt ihnen diese Erfahrung in ihrer aktuellen Position?

Trattner: Als Sektionleiter habe ich viele Interessenslagen abzuwägen. Nachdem ich im Sport viele Positionen und Ämter durchlaufen habe, kenne ich die jeweilige Sichtweise. Ich war im Verein aktiv, ich habe einen Verband geführt, ich war Generalsekretär des Basketballverbandes, ich war im Kunstbahnrodeln bis zu den Olympischen Spielen 2014 tätig. Ich kenne die Olympischen Spiele auch aus der Sicht eines Trainers. Ich weiß wie nahe Sieg oder Niederlage beisammen liegen. Das hilft alles, um gewissen Blickwinkel zu verstehen und Probleme früher als andere zu erkennen. Als Sektionsleiter, mit mehr als 60 Beamten, muss man ein Teamplayer sein. Am Ende des Tages muss aber einer die Entscheidungen treffen, auch wenn man es nicht jedem immer recht machen kann. Ich bin nicht Schokolade.