Fechten wie die Musketiere

Fechten fordert Geist und Körper. Andreas Schmutzer, von der Fecht-Union Wien, bringt den Sport in den Park. Wer es einmal selber ausprobieren will braucht nur vorbeizukommen.

Es ist ein warmer Sommertag. Ein leichter Wind bläst durch die Straßen des achten Wiener Gemeindebezirk und macht so die Temperaturen erträglicher. Wir befinden uns im Schönbornpark, der nach Friedrich Karl von Schönborn benannt ist. Schönborn war, genau wie der berühmte Kardinal Richelieu, Kirchenfürst und Staatsmann. Ein durchaus passendes Ambiente für eine Veranstaltung unter dem Motto „Fechten wie die Musketiere“. Diesmal geht es aber nicht gegen den tyrannischen Kardinal, sondern um die Fechtkunst an sich. Im Zuge des kostenlosen Bewegungsangebots, Bewegt im Park, kann man in den Fechtsport hineinschnuppern.

Andreas Schmutzer Portrait
Andreas Schmutzer blickt auf eine lange Karriere als Sportler und Trainer zurück.

„Wie es sich anfühlt das Florett zu führen“, beschreibt Andreas Schmutzer, den zentralen Inhalt der Trainingseinheit im Park. Für diese Aufgabe gibt es wohl kaum einen geeigneteren als ihn. Seit vielen Jahren ist er mit dem Fechtsport eng verbunden. Er blickt auf zahlreiche Wiener Meistertitel zurück. Als Dozent an der Filmakademie bringt er angehenden Bühnen- und Filmstars das Fechten bei und als Trainer kümmert er sich bei der Fecht-Union Wien, der Fecht-Union Döbling und der PSV Wien Fechtsektion um Nachwuchssportler. Darüber hinaus ist er Präsident des Wiener Vereins für Modernen Fünfkampf und Obmann der Fecht-Union Wien.

Inzwischen sind drei junge Schnupperfechter im Park eingetroffen. Andreas Schmutzer lässt sie Aufstellung nehmen. Mit sanfter ruhiger Stimme sagt er „Fechtstellung“. Das ist die Ausgangs- und Endposition aller Bewegungen beim Fechten. Er zeigt vor, die Teilnehmer machen es nach. Das Kommando des Trainers geht weiter: „Schritt – Ausfallsschritt – Sprung vorwärts – Ausfall.“ Zwischendurch wird gelaufen, um den Körper auf Betriebstemperatur zu bringen.

Fechten gehört zu den ältesten Wettkampfsportarten. Schon in der Antike wurden Zweikämpfe mit Blankwaffen ausgetragen. Diente das Fechten in früheren Zeiten der Klärung von Streitigkeiten, ist es heute nur noch als Sport verbreitet. Gefochten wird mit Florett, Degen und Säbel. 1896 waren Turniere mit Säbel, Florett sowie Florett für Fechtmeister, Teil der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit.

Ein Mädchen führt einen Florettstoß gegen ihrern Fechtlehrer aus
Die sechsjährige Aurelia stößt ins Ziel.

Die Schnupperfechter sind aufgewärmt und die Bewegungsabläufe bekannt. Jetzt erst kommen die Waffen ins Spiel. Die Fechter erhalten Maske, Plastron, Handschuh als Schutzausrüstung und, am wichtigsten, ein Florett zum Fechten. Wieder tönte es vom Fechtlehrer: „Ausfall – Parade – Schritt – Finte.“ Der Lehrer zeigt vor, die Schüler machen es nach. Nun ist Andreas Schmutzer, bzw. die schwarze Raute auf seinem Plastron, das Ziel. Stöße werden pariert und erwidert.

Es geht darum den Gegner zu treffen, ohne selber getroffen zu werden.

Fechten ist ein komplizierter Sport. Es gilt Körper und Geist in Einklang zu bringen. Es geht darum den Gegner zu treffen, ohne selber getroffen zu werden. Planen, Handeln, Beobachten und Reagieren bilden einen Kreislauf. Konzentration, Reaktion, Schnelligkeit und Feinmotorik werden dabei besonders geschult.

Zwei Jungen fechten miteinander
Den größten Spass macht das Fechten mit ebenbürdigen Gegnern.

Nach dem kleinen Schlagabtausch mit dem Fechtlehrer, geht es nun an die Zweikämpfe zwischen den Schülern. Jeweils zwei Fechter nehmen gegenüber Aufstellung. Es folgt der Fechtergruß. Dazu wird die Maske abgenommen und, durch eine spezielle Geste mit dem Florett, der Gegner, der Obmann und die Zuseher gegrüßt. Nun werden die Masken wieder aufgesetzt und es kann losgehen. Noch fällt es manchem jungen Fechter schwer, einen Treffer zu setzten. Mithilfe ruhiger und gezielter Anleitung durch den Fechtlehrer kommen alle Teilnehmer zu ihrem kleinen Erfolgserlebnis. Den Abschluss des Zweikampfes bildet der Ellenbogen-Gruß, der aufgrund Corona-Schutzmaßnahmen, aktuell den sonst obligatorischen Handschlag zwischen den beiden Kontrahenten abgelöst hat.

Wer das Fechten einmal ausprobieren will, der hat noch die letzten Ferienwochen Zeit, dies immer am Mittwoch, um 14 oder 15 Uhr, im Schönbornpark zu tun. Nach den Ferien besteht jederzeit die Möglichkeit eine Schnupperstunde im Fechtverein auszumachen.