Grenzenlose Freiheit mit Grenzen

Skitourengehern winkt eine grenzenlose Freiheit. Aber mit einer wachsenden Zahl an Sportlern wächst auch das Konfliktpotential. Nicht nur mit anderen Menschen, auch mit der Natur. Eine Salzburger Initiative möchte hier helfen.

Vor ein paar Wintern ging ein Video viral. Eine zuerst verbal, dann mit den Fäusten ausgetragene Auseinandersetzung zwischen einem Skitourengeher und einem Pistenbullyfahrer war der Inhalt. Der wütende Tourengeher, der zuvor durch den Pistenbullyfahrer über sein unerlaubtes Befahren der Skipiste gemaßregelt wurde, wurde zur Ikone des unkontrollierbaren Skitourenbooms.

Nicht erst durch pandemiebedingte Sperren von Skiliften erfreut sich das Skitourengehen einer immer größeren Beliebtheit. Die Wachstumskurve ist fast so steil, wie die Berge, die jetzt per Pedes und nicht mehr per Lift, erklommen werden. Aber nicht jeder Skitourengeher sucht die Einsamkeit der Berge abseits der Touristenströme. Einige, oder vielleicht besser viele, wollen auf den Komfort einer gut präparierten Piste und einer gut sortierten Hütte nicht verzichten. Damit sind Konflikte vorprogrammiert. Nicht selten kommt es zu gefährlichen Begegnungen zwischen mit hoher Geschwindigkeit talwärts rauschenden Skifahren und im fast meditativen Flow der Aufwärtsbewegung dahinziehenden Skitourengehern. Dies wurde durch eine größere Zahl von Skigebietsbetreibern auch erkannt. Mit eigenen Skitourenkarten und räumlich getrennten Aufstiegsspuren hält man Richtungs- und Interessenkonflikte hinten an.

Die Skitourengeher geraten aber nicht nur mit ihrer eigenen Spezies in Konflikt. Bei ihrer Suche nach der grenzenlosen Freiheit überschreiten sie auch die Grenzen von Lebensräumen heimischer Wildtiere. Die reagieren zwar nicht mit Fausthieben, werden aber oft in ihrer Winterruhe gestört. Mit der Initiative „Respektiere deine Grenzen“ will nun die Salzburger Landesregierung gemeinsam mit einer breiten Trägerschaft aus Sport, Handel, Tourismus, Naturschutz und Jagd, den respektvollen Umgang mit der Natur und wildlebenden Tieren ins Blickfeld rücken.

Respektiere deine Grenzen

Das Ziel der Aktion ist in erster Linie zu informieren. Durch eine Sensibilisierung aller Menschen, die die Natur als Refugium für Sport- und Freizeitaktivitäten oder im Rahmen von land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeiten nutzen, soll auch die Kommunikation aller Beteiligten von der emotionalen auf eine sachliche Ebene gebracht werden. „Keinesfalls soll es zu Verboten bzw. hoheitlich sanktionierten Beschränkungen kommen. Das sensible Thema der Einschränkung der Wegefreiheit bleibt unangetastet“, betonen die Initiatoren.

Die Gewinner sollen aber die Natur und die darin lebenden Wildtiere sein.

Diese Tiere verbringen im Winter eine schwierige Zeit. Die Temperatur sinkt auf frostige Werte, das Nahrungsangebot wird knapp und der Schnee macht die Fortbewegung mühsam. Wildtiere müssen darum sehr sorgsam mit ihrer Energie umgehen.

Nähert sich ein Schneeschuhläufer oder Tourenskifahrer, bleibt den Wildtieren oft nichts anderes übrig als die Flucht. Ist die Begegnung überraschend und plötzlich, bricht schnell Panik aus und die Tiere können sich dabei sogar verletzen. In jedem Fall verlieren sie kostbare Energie, ihr Überleben steht auf dem Spiel.

Wenn Wintersportler dem Lebensraum der Wildtiere jedoch mit Respekt begegnen, ihre Lieblingsplätze meiden und sich an gewisse Regeln halten, bietet die Winterlandschaft genügen Raum für Mensch und Tier.

Weiter Informationen zur Initaitive “Respektiere deine Grenzen”