Es ist ein schönes Gefühl, wieder ins Büro zu dürfen

Seit Beginn der Woche trainieren Österreichs Spitzensportler wieder auf offiziellen Sportanlagen. Jetzt müssen Trainingsdefizite aufgeholt werden, doch Wettkämpfe gibt es vorerst keine. Die Qualifikation für die verschobenen Olympischen Spiele bietet auch Chancen. (Titelbild: ÖLV/von der Laage)

Mit den Worten: „Soviel wie möglich zulassen, so wenig wie möglich beschränken!“, erklärte Sportminister Werner Kogler bei einer Pressekonferenz vor einer Woche, dass Sport wieder erlaubt ist. Er gab damit den Startschuss für die Zeit nach Corona. Die Österreicher waren brav und werden dafür belohnt. Die seit über sechs Wochen verwaisten Sport- und Trainingsstätten Österreichs dürfen wieder mit Leben befüllt werden. Für Spitzensportler gilt diese Regelung seit Beginn der Woche und sie wird auch schon genutzt. So freuen sich die Spitzen-Leichtathleten Verena Preiner, Ivona Dadic, Viktoria Hudson und Lukas Weißhaidinger darüber wieder auf ihrem gewohnten Terrain trainieren zu dürfen. Für sie ist die Zeit des „Wohnzimmertrainings“ vorbei.

Ein richtiges Hürdentraining absolvieren zu können, hat richtig gutgetan.

Verena Preiner

Mehrkämpferin Verena Preiner, WM-Dritte 2019 in Doha, absolvierte am Montag auf der Gugl in Linz ein knapp dreistündiges Training – mit Hürdensprint- und Kugelstoß-Einheiten. Die Freude war der 28-jährigen Oberösterreicherin anzusehen: „Erstmals wieder Spikes anzuziehen und auf einer Laufbahn ein richtiges Hürdentraining absolvieren zu können, hat richtig gutgetan. Natürlich ist die Qualität des Trainings eine andere, wenn der Trainer direkt neben dir steht und spontan Anweisungen geben kann.”

Auch Österreichs bester Diskus-Werfer, Lukas Weißhaidinger, absolvierte, nach fünf Wochen in seiner oberösterreichischen Heimat, sein Trainings-Comeback im Bundessport- und Freizeitzentrum Südstadt: „Es ist ein schönes Gefühl, wieder ins Büro zu dürfen. Was heute deutlich zu merken war: Noch fehlt mir beim Werfen das entsprechende Feintuning. Gute Würfe passieren nicht automatisch. Der Zufall spielt noch eine große Rolle. Wir werden in den nächsten Tagen Hunderte Würfe absolvieren, damit ich dieses Feingefühl wieder möglichst rasch entwickeln kann.“

Fraglich ist für die Top-Sportler allerdings noch, auf welches Ziel hintrainiert wird. Die meisten Veranstaltungen für dieses Jahr sind bereits abgesagt. Die Olympischen Spiele in Tokyo sind auf 2021 verschoben. Der Leichtathletik-Weltverband hat vergangene Woche das „Qualifikationsfenster“ für Olympia bis Anfang Dezember eingefroren. Das bedeutet, dass alle Leistungen die zwischen 6. April und 30. November 2020 erzielt werden, weder als Limit gelten noch für die Wertung des World Ranking zählen. Die Athleten, die die Olympia-Limits für die fixe Qualifikation bereits 2019 erbracht haben, behalten ihren Status.

Fix Qualifiziert sind bis dato 37 österreichische Athleten und Athletinnen. Bei den letzten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 waren es 71, da gibt es also für einige noch etwas zu holen.