Kraft, Können und Kanu
Die erst Weltmeisterschaft im Kanu-Slalom im Jahr 1949 entschieden zwei Österreich für sich. Der Kampf mit dem wilden Wasser wird heute meist auf künstlich angelegten Kanälen ausgetragen. Der Wildwasserkanal auf der Wiener Donauinsel bietet dafür ideale Trainingsbedingungen. (Titelbild: GEPA pictures/ Philipp Brem)
Die Gischt schlägt ihnen ins Gesicht, mit kräftigen Zügen schieben sie ihr Boot durch Strudeln und Walzen im strömenden Wasser. Nein, wir sind nicht auf der African Queen und Humphrey Bogart und Katharine Hepburn versuchten auch nicht den Fluss Ulanga zu bezwingen. Wir sind auf der Wiener Donauinsel. Um genau zu sein, auf der Wildwasseranlage, dem Olympiastützpunkt des österreichischen Kanu-Slalom Nationalteams.
Der Kanu-Sport in seiner heutigen Form begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Einen Aufschwung erhielt dieser Sport durch die Erfindung des Faltbootes im Jahr 1905. Der erste österreichische Verein war „Schnecke Linz“ und wurde 1907 gegründet. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin war der Kanu-Rennsport erstmals vertreten, wobei der Österreicher Gregor Hradecky eine olympische Goldmedaille in der Faltbootklasse gewann. Schon bald nach dem zweiten Weltkrieg wurden wieder internationale Kanu-Bewerbe ausgetragen und bereits 1949 krönten sich zwei österreichische Athleten, Gerti Pertlwieser und Othmar Eiterer, zu den ersten Kanu-Slalom-Weltmeistern, in der Geschichte des Kanusports. Heute gibt es keine Faltboote mehr. Im Kanu-Sport sind High-Tech-Materialien nicht mehr wegzudenken. Die Boote sind aus Karbonfaser.

Das Ziel beim Kanu-Slalom ist es eine mit Toren festgelegte Strecke auf schnell fließendem Wasser in kürzester Zeit fehlerfrei zu befahren. Die Strecke hat eine Länge von 250 bis 400 Meter auf der 18-25 Tore verteilt sind. Diese sind entsprechend ihrer Nummerierung zu durchfahren. Grün-weiße Toren sind flussabwärts, rot-weiß gekennzeichnete Tore, flussaufwärts zu durchfahren. Die Tore dürfen dabei aber nicht berührt werden. Für Fehler werden Strafsekunden zur Laufzeit addiert. Der Unterschied zwischen den Disziplinen Canadier und Kajak besteht im Wesentlichen darin, dass im Canadier gekniet wird und ein Stechpaddel benutzt wird. Im Kajak sitz man und benutzt ein Doppelpaddel.
Kanu-Slalom ist ein aufregender, adrenalinreicher Sport, bei dem Athletinnen und Athleten großes Können und enorme Kraft aufbringen müssen, um dem Wildwasser zu trotzen. Trainiert wird das ganze Jahr über auf dem Wasser. Das Training und die Wettkämpfe im Kanu-Slalom findet nahezu ausschließlich auf künstlich angelegten Strecken statt. Der Vorteil der Wildwasserkanäle ist, dass die Bedingungen kontrolliert werden können und dadurch vor allem beim Wettbewerb für alle Teilnehmer gleich sind. Im natürlichen Wildwasser können sich die Bedingungen innerhalb von Minuten ändern. Auch die gute Erreichbarkeit ist ein Pluspunkt.
Seit 2013 gibt es die Trainingsstrecke auf der Donauinsel. Der 250 Meter lange Parcours ist dank veränderbarer Einbauten so variabel gestaltet, dass er für die Spezialdisziplinen Slalom, Rafting, Sprint, Freestyle und Wildwasserschwimmen genutzt werden kann.
Wer sich für Kanu-Slalom und den Kanusport interessiert, findet viele Informationen auf der Homepage des Österreichischen Kanuverbandes (OKV), unter www.kanuverband.at. Dort findet sich auch eine Liste der 50 österreichischen Kanu-Sport Vereine.