Mut ist das Wichtigste

Pia Zerkhold ist Heeressportlerin und eine kommende Größe im Snowboardcross. Zu dem Sport kam die Niederösterreicherin per Zufall. Ihr großes Ziel sind die Olympischen Winterspiele. Sie verrät uns, wie der Weg dorthin aussieht und woran es in Österreich mangelt.

Angefangen hat alles, weil sie nach Jahren des Skifahrens Lust auf etwas Neues hatte. „Ich bin jahrelang Ski gefahren. Das ist mir dann ein bisschen fad geworden, ich wollte einmal etwas Neues probieren, so bin ich zum Snowboarden gekommen,“ erinnert sich Pia Zerkhold.

Heute ist sie einer der besten österreichischen Snowboardcross-Fahrerinnen. Zum wettkampfmäßigen Snowboardfahren kommt sie durch einen Zufall. Sie ist gerade 13 Jahre alt und Schülerin am Gymnasium in Wieselburg. Für den Teambewerb der Schulmeisterschaft wird noch eine Starterin gesucht. Sie meldet sich, und der Erfolg stellt sich sofort ein. Es geht rasant weiter. Nach den gewonnenen Landesmeisterschaften geht es weiter mit einem Sieg bei den Bundesmeisterschaften. Die Saison endet mit einer Aufnahme in den Niederösterreichischen Snowboard-Landeskader.

Aufgewachsen ist die 21-jährige Sportlerin in Scheibbs. Wenn man bei Ybbs an der Donau von der Westautobahn in Richtung Süden abfährt, kommt man nach Scheibbs. Die Stadt gilt als Tor zum Ötscherland und liegt am Übergang zwischen dem sanften Alpenvorland und den bergigen Voralpen. Nicht unbedingt die Region, in der Kinder mit Skiern an den Füßen aufwachsen. Dennoch hat die Stadt schon einige große Wintersportler hervorgebracht. Unter ihnen die ehemalige Weltmeisterin in der Super-Kombination, Katrin Zettel.

Pia Zerkhold steht mit ihrem Snowboard auf. einer Pist
Pia Zerkhold

Bei einem ihrer Rennen wird Pia vom Trainer Arnold Fauler, der an der Ski-Akademie in Schladming unterrichtet, auf diese aufmerksam gemacht. Die Ski-Akademie ist eine Handelsakademie und gleichzeitig das größte Leistungszentrum für Wintersport in Österreich.

Mit dem Eintritt in die Schule ist auch ihr weiterer Weg in den Profi-Sport vorgezeichnet. Schon nach der zweiten Saison wird sie in den ÖSV Kader aufgenommen. Seit 2019 ist sie Heeressportlerin, das bedeutet, dass sie vom Bundesheer als Leistungssportlerin unterstützt wird. Dazu hat sie eine militärische Grundausbildung absolviert und trainiert im Heeresleistungszentrum Linz.

Bei ihrer Disziplin, dem Snowboardcross, treten vier Fahrerinnen gleichzeitig gegeneinander an. Nach dem gleichzeitigen Start aus der Startbox gilt es, einen Parcour aus Sprüngen, Rampen, Steilkurven und Bodenwellen, so schnell wie möglich, zu meistern. „Mut ist das wichtigste beim Snowboardcross“ sagt sie. Geschwindigkeit und keine Angst vor Kollisionen und Stürzen gehörten auch dazu. „Bei diesem Sport kommt es sehr oft zu Körperkontakt, da muss man sich schon durchsetzen können,“ sagt sie. Auch einige Gehirnerschütterungen musste sie schon einstecken.

An den zweiten Platz beim Snowboardcross-Teambewerb während der Europäischen Olympischen Winter-Jugendspiele 2015 im Montafon erinnert sich Pia Zerkhold gerne: „Das war eigentlich mein erster großer Erfolg“. Auch einen zweiten Platz beim Europacup in Isola 2000 in Frankreich im Dezember 2019 kann sie schon vorweisen.

Sportlich fährt sie derzeit hauptsächlich im Europacup. Ihr Ziel ist es, hier unter die Top-Drei zu kommen, da damit ein fixer Startplatz im Weltcup verbunden ist. Aufgrund ihrer bisherigen Leitungen darf sie in dieser Saison, wenn keine Terminüberschneidungen mit dem Europacup vorliegen, im Weltcup mitfahren. Angepeilt ist hier ein Platz unter den Top-16.

Seit 2006 ist Snowboardcross olympisch. „Die Olympischen Spiele sind mein größtes Ziel“, sagt Pia Zerkhold. Um das zu schaffen, muss sie im Weltcup auf einem guten Niveau mitfahren. Im Weltcup qualifizieren sich von ca. 40 Starterinnen nur die besten 16 für die Heats. Nur das zählt.

Was aber fehlt, sind Snowboardcross Übungsstrecken. Es gibt in Österreich momentan nur zwei permanente Strecken. Eine auf der Reiteralm und eine in Flachauwinkl. Für Wettkämpfe werden meist eigene Strecken gebaut. Trainiert wird dann erst unmittelbar vor dem Wettkampf.

Sportliche Erfolge:
2. Platz Teamevent Europäische Olympische Winter-Jugendspiele in Vorarlberg 2015
17. Platz Weltcup La Molina, ESP 2018
2. Platz Europacup Isola 2000, FRA 2019
2. Platz Europacup Sunny Valley, RUS 2019
3. Platz Europacup Grasgehren, GER 2019
Vizestaatsmeister 2019/2020