Bouldern – Kraft, Technik und Ausdauer

Bouldern ist das ungesicherte Klettern in Absprunghöhe. Ursprünglich zu Trainingszwecken für Bergsteiger entwickelt ist es heute ein fixer Bestandteil der Sportszene. Bei den kommenden Olympischen Spielen in Tokyo wird es erstmals auch einen Boulderbewerb als Teil des Kletterkombinationsbewerbs geben. Die österreichischen Kletterinnen und Kletterer zählen zu den Favoriten.

Bouldern ist das Klettern in einer Höhe, aus der man ohne Verletzungsgefahr von der Wand abspringen kann. Auf Sicherungsgerät, wie Klettergurt und Seil wird dabei verzichtet. Der Sport kann Indoor, auf Kletter- oder Boulderwänden, und Outdoor, auf Felsblöcken oder Felswänden, ausgeübt werden. Seit einigen Jahren gehört Bouldern zu den Trendsportarten und es ist durch eine Vielzahl an Boulderhallen fast überall möglich diesen Sport auszuüben. Sogar einige öffentliche Spielplätze verfügen über Boulderbereiche. Auch in den Schulsport hat das Bouldern bereits Einzug gehalten. Kinder klettern gerne. Es gibt wenige Bewegungsformen neben dem Klettern, bei denen Kinder ihren Körper besser kennenlernen, mehr Körperkraft und -beherrschung erlangen und ihre Geschicklichkeit schulen können.

Wie alles begann

Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das Bergsteigen zu einem Sport. Der britischen Kletterliteratur dieser Zeit sind bereits die Begriffe „Bouldering“ und „Problem“ zu entnehmen. Auch in dem kleinen französischen Ort Fontainebleau, unweit von Paris, ist das Klettern in Absprunghöhe schon im Jahr 1874 dokumentiert. Vermutlich übten, auch in unseren Breiten, die frühen Bergführer mit ihren Gästen auf kleineren, leichter erreichbaren Felsen schon die Klettertechnik. Bouldern existierte aber noch nicht als eine eigenständige Disziplin. Die wirkliche Geburtsstunde des Bouldersports liegt wohl in den 1950 und 1960 Jahren. Der Amerikaner, John Gill, eigentlich Turner, begann auf kleineren Felsblöcken zu klettern. Er tat dies um für seinen Sport, das Ringturnen, zu trainieren. Durch seinen dynamischen Kletterstil revolutionierte er die Klettertechnik und ermöglichte damit, bis dato, unkletterbare Routen zu bezwingen. Er gilt als Vater des modernen Boulderns.

Beim Bouldern sind Kraft, Technik und Ausdauer gefragt

Auch das Gehirn kommt bei diesem Sport nicht zu kurz. Das Bewältigen technisch anspruchsvoller Kletterpassagen, hier Problem genannt, ist ein wichtiger Bestandteil des Sports. Bevor es losgeht, wird die Route studiert. In der Halle ist diese meist durch Tritte und Griffe in einer bestimmten Farbe gekennzeichnet. Am Felsen muss sie durch den Boulderer selbst erkannt bzw. erarbeitet werden. Der Sportler denkt auch die notwendigen Bewegungsabläufe voraus. Manches ergibt sich aber erst an der Wand. Es sind die kleinen Erfolge, wenn etwa ein Zug gelingt, die einen zum Weitermachen motivieren. Bouldern ist auch ein Teamsport. Man analysiert gemeinsam die Probleme und unterstützt sich gegenseitig. So ist es, besonders beim Bouldern am Fels, notwendig, dass ein Sportler den anderen spottet. Dabei wird der Fall des Kletternden mit den Händen gesteuert. Ziel ist nicht ihn aufzufangen, sondern den Sturz zu kontrollieren und damit Verletzungen zu vermeiden.

Bouldern als Wettkampfsport

Wettkämpfe bestehen üblicherweise aus drei Runden: Qualifikation, Semifinale und Finale. Die Sportler haben vor jeder Runde eine beschränkte Zeit zur Besichtigung der Wettkampfboulder. Danach müssen sie den Wettkampfbereich verlassen. Die Konkurrenten dürfen bei ihren Versuchen nicht beobachtet werden, da die individuelle Lösung der Probleme das Ziel ist. Gewertet wird auch die Anzahl der Versuche.

Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokyo 2021 wird Bouldern erstmals Teil des Programms sein. Allerdings nicht als Einzeldisziplin, sondern in der Kombination mit Speedklettern und Schwierigkeitsklettern.

Jakob Schubert meistert einen schwierigen Boulder
Jakob Schubert gelang der Sieg beim ersten Boulderbewerb der Austria Climbing Summer Series 2020. (Bild: KVOE / Andreas Aufschnaiter)

Das Coronavirus hat auch im Bouldersport eine Zwangspause verursacht. Umso erfreulicher ist der Umstand das mit den Austria Climbing Summer Series 2020 Anfang Juli, in Innsbruck, die Wettkampfsaison wiedereröffnet werden konnte. Der Bewerb fand zwar ohne Publikum statt, konnte aber via Livestream mitverfolgt werden. Zur großen Freude der Veranstalter holten sich zwei Österreicher im Bouldern die besten Plätze. Bei den Damen gelang der 22-jährigen Grazerin Johanna Färber der Sieg. Bei den Herren konnte der 29-jährige Doppelweltmeister von 2018, der Innsbrucker Jakob Schubert, die Teilnehmer und die Zuseher vor den Bildschirmen, von seiner Form überzeugen.

Wenn Sie Interesse am Bouldern haben, finden Sie weitere Informationen auf der Seite des Österreichischen Kletterverbandes