Ein Ritt auf Messers Schneide

Snowboardcross (auch Boardercross und SBX genannt) ist die jüngste Disziplin in der Familie des Snowboard-Sports. Der Name wurde vom Motocross hergeleitet, da hier ebenfalls hindernisreiche Kurse bewältigt werden müssen. Vier bis sechs Fahrer treten in einer herausfordernden Abfahrt gegeneinander an – ein Spektakel ist garantiert!

Geschichte

Snowboardcross hat seinen Ursprung im Jahr 1991, als der amerikanische Filmmacher Greg Stump für die letzte Folge seiner Extremsportserie mithilfe seiner Crew und einer Pistenraupe einen motocross-ähnlichen Kurs konstruierte. Am Tag darauf stürzten sich sieben Snowboarder den Kurs hinunter und lieferten sich einen Wettstreit. Im November 1996 fand das erste FIS-Weltcuprennen in Zell am See/Kaprun statt. Die erste offizielle Weltmeisterschaft wurde zwei Monate später in San Candido (Italien) ausgetragen. Snowboardcross debütierte im Jahr 2006 bei den Olympischen Winterspielen in Turin und ist seitdem stets im Programm. Während es früher eine Gesamtwertung der Parallel-Rennen (Slalom, Riesentorlauf) und des Snowboardcross gab, ist Boardercross seit 2012/13 im Weltcup ein selbstständiger Bewerb, bei dem es eine eigene große Kugel zu gewinnen gibt. 

Modus

Der Wettkampf startet mit einer Qualifikation, in der die Fahrer zunächst alleine am Start stehen und einen Zeitlauf absolvieren. Die Startnummern werden entweder zugelost oder ergeben sich durch die Weltrangliste. Die schnellsten 16 Damen und 32 Herren qualifizieren sich für das Finale. In der Folge treten je nach Wettkampfmodus vier bis sechs Fahrer gegeneinander an, wobei jeder gleichzeitig aus einer Startbox mit Haltegriff startet. Die Gruppen ergeben sich durch die Qualifikation, und es wird nach einem vorgegebenen Raster gefahren. Die ersten zwei (von vier) bzw. drei (von sechs) kommen weiter, bis im großen Finale vier bzw. sechs Fahrer um den Sieg fahren. Für jedes Rennen bekommen die Top-30 Weltcuppunkte. Am Ende der Saison wird der Fahrer mit den meisten Punkten zum Snowboardcross-Gesamtsieger gekürt. Mit Alessandro Hämmerle stellt Österreich den amtierenden Gesamtsieger.

Infografik Snowboardcross

Strecke

Eine Boardercross-Strecke ist um die 800 Meter lang und zeichnet sich durch Steilkurven, Schanzen, Bodenwellen, Senken und mittlere oder lange Riesenslalomschwünge aus. Für den Unterhaltungswert soll der Kurs möglichst attraktiv und abwechslungsreich gesetzt werden. Die Strecke muss einen Höhenunterschied von mind. 100 und max. 240 Metern und mit Ausnahme des Startes (Gefälle von mindestens 13 und maximal 15 Grad) eine Neigung zwischen 14 bis 18 Grad aufweisen. Zusätzlich muss die Breite des Hanges mindestens 40 Meter betragen. Weder die Länge noch der Schwierigkeitsgrad unterscheiden sich bei Männern und Frauen. Es werden die gleichen Tore wie bei den Parallelrennen verwendet, wobei die äußere lange Slalomstange per Dreiecksflagge mit der inneren kurzen Kippstange verbunden wird. Aufeinanderfolgende Tore müssen grundsätzlich die Farbe wechseln und im 90 Grad-Winkel zur Falllinie befestigt werden. Damit sich der Schnee entsprechend verfestigen kann, müssen der Aufbau und die Präparierung der Strecke spätestens 20 Stunden vor dem Bewerb abgeschlossen sein.

Stürze gehören dazu

Für eine Topplatzierung im Snowboardcross ist nicht nur das fahrerische Können, die Körperbeherrschung und die Ausdauer, sondern auch das Taktikverhalten entscheidend. Ein kleiner Fehler oder zu viel Risiko kann schnell bestraft werden und das Ausscheiden bedeuten. Die Voraussetzung für einen erfolgreichen Lauf ist ein guter Start, da sich das Überholen in den engen Kursen äußerst schwierig gestaltet. Snowboardcross ist nicht nur spannend und spektakulär, sondern leider auch gefährlich. Die Fahrer kämpfen um jeden Meter und geraten des Öfteren aneinander. Kollisionen und Stürze gehören zur Tagesordnung, daher ist ein Sturzhelm mit Kinnschutz Pflicht. Ein absichtlicher Kontakt oder Aktionen, wie Stoßen und Ziehen, sind verboten und führen nach einer Jury-Entscheidung zur Disqualifikation. Wie gefährlich der Sport sein kann, zeigte der Sturz des Österreichers Markus Schairer bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Der Weltmeister von 2009 kam nach einem Sprung spektakulär zu Sturz und brach sich dabei den fünften Halswirbel. Aufgrund der langwierigen Regeneration beendete er etwa sieben Monate später seine Karriere.