Eine goldene Brücke von Mensch zu Mensch – 100 Jahre Sportfreunde Berg

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges endete auch die Geschichte des Habsburgerreiches. Für die Sportfreunde Berg stellte dieses Ende den Beginn einer nun schon hundert Jahre währende Erfolgsgeschichte dar.

Der Erste Weltkrieg war gerade zu Ende als die jungen Frontheimkehrer ihre Gemeinde statt im Zentrum des Habsburgerreichs, am östlichsten Rand der jungen Republik Österreich wiederfanden. Die Zukunft war zwar ungewiss, doch die Freude am Leben und am Sport war größer als die Sorgen. Schon bald fand man sich auf den Berger Wiesen zum gemeinsamen Fußballspiel zusammen. Im Frühsommer 1921 wurde die Arbeiterfußballspielvereinigung Berg gegründet. Gespielt wurden auf der Kuhweide entlang der Wolfsthaler Straße. Schon ein Jahr später wurde eine Theatersektion gegründet. Das Vereinsleben florierte und 1927 konnte bereits eine zweite Fußballmannschaft aufgestellt werden. Die Gründer und Spieler waren große Idealisten. Ihr Liebe zum Sport wurde aber damals nicht von der ganzen Gemeinde geteilt. Dies zeigte sich unter anderem dadurch, dass erst nach der Intervention des Präsidenten des österreichischen Fußballbundes, die Gemeinde bereit war, einen geeigneten Platz zur Verfügung zu stellen.

Die Mannschaft der Sportfreunde Berg im Jahr 1931 (Spiel gegen Donaustadt). © Gemeinde Berg

Zum zehnten Gründungstag hatte der Verein, der inzwischen seinen heutigen Namen, Sportfreunde Berg, angenommen hatte, bereits 55 Mitglieder. Dies war auch der umsichtigen Vereinsführung zu danken. Der damalige Obmann formulierte es so: „Das zehnjährige Jubelfest des Sportklubs hat den Beweis erbracht, dass man sich recht gut vertragen und verstehen kann und dass es nicht schwer ist, goldene Brücken von Mensch zu Mensch zu bauen, wenn sich Menschen, losgelöst vom öden Kampf und Hass der Parteien, als Bruder, Menschen die Hand reichen.“

Ein besonderer Tag in der Vereinsgeschichte war die Einweihung des eigenen Sportplatzes zu Pfingsten 1936, bei der auch die Damenmannschaften der Hakoha Wien und Bratislava gegeneinander antraten. Aufgrund der exponierten Lage der Gemeinde traten die Sportfreunde Berg dem Slowakischen Fußballverband in Pressburg bei. Von 1936 bis 1938 wurde gemeinsam mit dem HSC Hainburg in Pressburg und Umgebung in der CSSR gespielt. Die darauffolgende Zeit des Nationalsozialismus brachte den Spielbetrieb nach und nach zum Erliegen. Mehrere Spieler sowie eine große Anzahl von Mitgliedern sind im Kriege gefallen. Im Jahre 1945 knapp vor Kriegsende wurde der Südostwall auch durch die Ortschaft Berg gebaut und dabei auf dem Sportplatz ein Panzergraben und mehrere Bunker errichtet. Lediglich die Vereinsfahne, sowie einige Ausrüstungsgegenstände und Trophäen überstanden die Kriegswirren.

Im Frühjahr 1946 gelang es den gesund aus dem Krieg heimgekehrt Funktionäre und Spieler den Fußballverein wieder zu reaktiviert. In der ersten Spielsaison in der Meisterschaft der 2. Klasse Ost 1946/47 konnten die Sportfreunde Berg die Meisterschaft ohne Niederlage gewinnen.

Die Damenhandballmannschaft der Sportfreunde Berg im Jahr 1946. © Gemeinde Berg

Nicht nur im Fußball lief es für die Sportfreunde gut. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine Fußballsektion, eine Damenhandballsektion, eine Tischtennissektion und eine Kultursektion ins Leben gerufen. Es wurde mit einer Laienspielgruppe Theater gespielt und es wurden Feste, Kirtag und Bälle veranstaltet.

Sportlich ging es von nun an für die Sportfreunde Berg mal bergauf, mal ein bisschen hinunter. Zu den wohl unvergesslichen Spielen gehörte 1987 das Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft der DDR, bei dem sich die SF Berg knapp 1:2 geschlagen geben mussten.

Die Kampfmannschaft der Sportfreunde Berg im Jahr 2023. © Sportfreunde Berg

In den hundert Jahren seit ihrer Gründung sind die Sportfreunde Berg auf jeden Fall, zu einem unverzichtbaren gesellschaftlichen und sportlichen Teil der östlichsten Region Österreichs, die heute wieder im Herzen Europas liegt, geworden.

Für Peter Bodisch, den Obmann der Sportfreunde Berg, ist es schwer einen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte an einem einzelnen Ereignis festzumachen. „Es gab in den 100 Jahren viele bemerkenswerte Erfolge, die Geschichte geschrieben haben. Ob das 1971 die Organisation des 1. Berger Faschingsumzugs, der noch heute große Tradition hat und sehr viele Besucher nach Berg bringt, oder 1982 der Meistertitel in der 1. Klasse Südost war“, sagt der Obmann und ergänzt, „aber der wirkliche Höhepunkt für mich ist, dass der Verein die letzten 100 Jahre sowohl wirtschaftlich als auch sportlich hervorragend überlebt hat und wir am 1. Juli 2023 stolz und mit viel Selbstvertrauen den 100. Geburtstag feiern konnten!“

Pläne für die Zukunft

Für die Zukunft des Vereins wünscht sich Bodisch, dass, wie in den vergangenen 100 Jahren, Geld mit Augenmaß ausgeben und der Verein weiterhin wirtschaftlich stabil bleibt. Auch die Jugendarbeit soll noch verstärkt werden, um den kontinuierlichen Aufbau an Eigenspielern voranzutreiben. „Sportlich wollen wir uns zumindest im vorderen Drittel der Tabelle etablieren bzw. hoffen wir, dass wir vielleicht auch wieder den Aufstieg in die Gebietsliga schaffen!“, sagt Bodisch.

Wir gratulieren ganz herzlich.