Wer gut ist, kann auch bei den richtig Guten mitspielen

Mit 24. Oktober stößt ein neuer Verein zur Badminton Bundesliga hinzu. Der WAT Simmering blickt auf eine erfolgreiche Badmintonvergangenheit zurück. Mit neuen Konzepten soll an diese angeschlossen und zu einer Professionalisierung des Badmintonsports in Österreich beitragen werden.

Die Schuhsohlen quietschen bei jeder der schnellen Bewegungen auf dem Parkett. Für das ungeübte Auge unfassbar schnell, wechselt der Ball zwischen den Spielern hin und her. Gefühlt, in derselben Geschwindigkeit wie der Ball, bewegen sich auch die Spieler über das Feld. Gerade noch an der hinteren Outline und im nächsten Moment wieder ganz nah am Netz. Es sind die Spieler des WAT Simmering und sie spielen die schnellste Ballsportart der Welt – Badminton.

Badminton stammt aus Großbritannien. Vermutliche wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts von britischen Offizieren aus Indien mitgebracht. Den Namen verdankt das Spiel auf jeden Fall dem Duke of Beaufort, der 1872 das Spiel auf seinem Landsitz, dem Badminton House, vorstellte. Auch fanden in England bereits 1899 die ersten All England Championships statt, die heute noch zu den wichtigsten internationalen Turnieren weltweit gehören. 1934 wurde der Badminton-Weltverband gegründet, dem Österreich seit 1957 angehört. Seit 1958 veranstaltet der Verband nationale Titelkämpfe. 1960 beginnt der WAT Simmering bei diesen mitzumischen.

Österreich soll ein bisschen wie Dänemark werden

Manuel Rösler

„Österreich soll ein bisschen wie Dänemark werden“, sagt Manuel Rösler, der Cheftrainer des Vereins. Warum er sich das wünscht, ist schnell erklärt. Die Dänen zählen zu den besten Badmintonspielern weltweit. Badminton hat dort einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft. Gute Spieler werden wie bei uns die Fußballstars verehrt und – was vielleicht noch interessanter ist – auch bezahlt. Als der bestbezahlteste Badmintonspieler weltweit gilt, mit einer Preisgeldsumme von zehn Millionen USD, der chinesische Doppelolympiasieger und fünffache Weltmeister Lin Dan.

Vilson Vattanirappel
Vilson Vattanirappel unterstützt seit kurzem das Team des WAT Simmering. (Bild: © WAT Simmering)

Die Spieler sausen in der Halle herum, dieses Mal ohne Ball. Die Bewegung ähnelt einem Stoß beim Fechten, es ist ein Ausfallschritt. Nun wird Schritttechnik trainiert. „Die Court-Fitness ist ein wesentliches Element des Sports. Unser Anspruch an die Sportler ist ein konsequentes Training“, betont Rösler und „wer gut ist, kann auch bei den richtig Guten mitspielen.“ So steht in der Trainingshalle auch die zwölfjährige Natalia Galova, die gerade in einem ÖBV-Ranglistenturnier einen Sieg im Einzel und im Doppel erzielen konnte, neben einem der besten Badmintonspielern Österreichs, Vilson Vattanirappel, am Court. Der ehemalige Nationalteamspieler verstärkt seit kurzem das Team des WAT Simmering.

Badminton ist seit 1992 eine olympische Disziplin. „Für ein so kleines Land wie Österreich ist es nicht leicht bei den Olympischen Spielen teilzunehmen“, beklagt der Cheftrainer. Es fehlt einfach an den nötigen finanziellen Mitteln. Trotzdem haben es vier Österreicher schon zu den Spielen geschafft.

Badminton verlangt den Spieler viel ab

Die Spieler sind fast immer in Bewegung. Egal ob kurzer, langer, hoher oder tiefer Ball. Um zu punkten, muss man immer am richtigen Ort sein. Laut Experten der Baylor University, in Texas, ist Badminton eines der konditionsfördernsten Spiele. Während eines durchschnittlichen drei Satz Matches, das 45 Minuten dauert, ist der Ball 20 Minuten im Spiel. In dieser Zeit macht der Spieler mindestens 350 Richtungswechsel von 90° oder mehr und schlägt den Ball etwa 400-mal. Ein Pulsschlag von 125 ist dabei nicht außergewöhnlich. Manch ein Spieler legt bei einem solchen Match zehn Kilometer Wegstrecke zurück. Badminton erfordert Schnellkraft, Ausdauer, Reaktionsvermögen und auch taktisches Geschick.

Geschick hat auch der Cheftrainer Manuel Rösler bewiesen. Unter seiner sportlichen Führung hat es der WAT Simmering nicht nur zum Wiener Meister gebracht, auch der Aufstieg in die 2. Bundesliga geht auf sein Konto. Die Bundesligasaison beginnt für den WAT Simmering am 24. Oktober gegen Union Ohlsdorf. Das Ziel der ersten Saison in der Bundesliga ist auch ambitioniert. Unter dem Motto „Wir sind gekommen um zu bleiben!“, will man an einstige Erfolge des Vereins wieder anschließen.

Auch am WAT Simmering ist die Corona-Pandemie nicht spurlos vorübergegangen. Mit dem Lockdown ging auch ein ganzer Schwung junger Spieler verloren. Trotzdem ist man optimistisch und peilt eine Verdopplung der Mitgliederzahlen innerhalb der nächsten fünf Jahre an. Ein stetiges Wachsen des Vereins ist für das Halten des hohen Niveaus im Verein – die Bundesligamannschaft besteht ausschließlich aus eigenen Spielern -, und die weitere Professionalisierung des Badmintonsportes in Österreich wichtig. Vielleicht werden wir dann ein bisschen wie Dänemark.

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