Sport ist nicht das Problem, sondern die Lösung

Seit Montag ist für Kinder und Jugendliche der organisierte Sport wieder erlaubt. Nach vier Monaten mit bestenfalls virtuellen Vereinstrainings, fiel am 15. März der Startschuss zum Sportcomeback. Jetzt gilt es die jungen Menschen aus ihrem mentalen und körperlichen Loch zu holen, aber auch auf die älteren Menschen darf nicht vergessen werden.

„Wir wissen, dass gerade die Jüngsten Sport und Bewegung im Verein stark vermisst haben,“ sagt der Sportminister Werner Kogler, bei einem Training der Kinder- und Jugendmannschaften des First Vienna FC 1894, anlässlich des Neustarts des Vereinssports auf, der Wiener Hohen Warte.

Damit reagiert er auch auf die „Erkenntnisse vieler Studien von Pädagoginnen und Pädagogen sowie Psychologinnen und Psychologen und Medizinerinnen und Medizinern”, ergänzt der Sportminister.

Die Rückkehr auf die Sport- und Fußballplätze war schon dringend notwendig

Schon im April, Juni und September des Vorjahres zeigte sich ein Anstieg depressiver Symptome, vor allem bei jungen Menschen. In einer Ende Jänner präsentierten Studie von Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh, Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, und Dr. Peter Stippl, Präsident des österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie, wurde bestätigte, das rund ein Viertel der Bevölkerung (26 Prozent) an depressiven Symptomen, 23 Prozent an Angstsymptomen und 18 Prozent an Schlafstörungen leiden.

Bestätigt wurden diese Erkenntnisse auch durch den Abteilungsleiter für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH in Wien, Univ.-Prof. Dr. Paul Plener, der sogar von einer „Triagierung“ der jungen Patientinnen und Patienten sprach. Er bestätigte das die jungen Menschen unter Antriebslosigkeit und Erschöpfung bis hin zu Suizidgedanken leiden. Sogar in der Gruppe der Acht- bis Zwölfjährigen wurde ein deutlicher Anstieg depressiver Symptome beobachtet.

Sport ist nicht das Problem, sondern die Lösung

Prof. Dr. Ingo Froböse, von der Deutsche Sporthochschule Köln, sieht den Sport als probates Mittel im Kampf gegen die Pandemie (Foto: Sebastian Bahr).

Einen pointierten Lösungsansatz liefert der renommierte deutsche Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse, von der Deutsche Sporthochschule Köln. In einem Interview mit dem BRF (Belgisches Rundfunk- und Fernsehzentrum der Deutschsprachigen Gemeinschaft), sagt er, „Sport ist nicht das Problem, sondern die Lösung.“ Er meint damit, dass wir uns mithilfe des Sports viel besser gegen das Virus wehren können. Sport ist momentan durch die Bilder, die uns vor allem das Fernsehen vermittelt, in die Ecke der Gefahr gedrängt. Er betont aber, dass Sport auch ohne Körperkontakt und ohne die Gefahr der Aerosole möglich ist. Es fehlt dem Sport an einer Lobby, er wird genauso wie Kultur als eine Art Luxus betrachtet. Das liegt nach Froböses Ansicht auch am Sport selbst, da einerseits Events wie die Champions League und die Olympischen Spiele Medial gefeiert werden, der Breitensport aber unter der Wahrnehmungsgrenze bleibt. Der Sportwissenschaftler sieht uns sogar auf eine „Bewegungsmangelpandemie“ zugehen. Hier sieht er die Sportwissenschaft in der Verantwortung. Diese muss jetzt die Folgen des Wegsperrens dokumentieren und über wissenschaftlich fundierte Aussagen, diesen Fehler, beim nächsten Mal verhindern.

#comebackstronger

Nun sind Wege aus der Bewegungslosigkeit gefragt. Für Froböse sind bereite Kampagnen ein wichtiges Instrument um die Menschen zu mehr Bewegung und einem gesünderen Lebenstil zu bewegen. So auch das Sportministerium, das gemeinsam mit Sport Austria, den Dach– und Fachverbände sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Finanzen, Wirtschaft, Bildung und Gesundheit 57 Maßnahmenvorschläge für die Bereiche Sport und Schule, Stärkung des Ehrenamts und Mitgliedergewinnung bzw. -rückgewinnung, erarbeitet haben. Unter dem Titel #comebackstronger wurden beispielsweise die Mittel der bewährten Aktionen Kinder gesund bewegen und Bewegt im Park aufgestockt. „Nutzen wir die Chance und verhelfen wir dem Sport zu einem glanzvollen und starken Comeback!” bringt es Sportminister Kogler es auf den Punkt. Aber auch auf die älteren Menschen dürfen wir jetzt nicht vergessen, mahnt Froböse, denn auch diese haben durch den Bewegungsmangel Muskulatur abgebaut, was zu einer erhöhten Pflegebedürftigkeit, bei dieser, so vulnerablen, Gruppe führt.