Unterwasserrugby – Wer gerne im Wasser ist, gerne rauft und Ballsport mag ist hier goldrichtig.

42 Jahre nach dem ersten offiziellen österreichischen Unterwasserrugbyspiel in Salzburg treffen beim Sportevent „Salzburger Stier“ am 18.01.2020 wieder Unterwassersportler aus 5 verschiedenen Nationen zusammen. Als sportliches Highlight kann auch die letztes Jahr in Graz ausgetragene Weltmeisterschaft hervorgehoben werden, bei welcher die Damen mit dem 6. Platz definitiv die Erwartungen übertrafen. Nun gilt es Zwischenbilanz zu ziehen, um optimal für die kommende Europameisterschaft im Jahr 2021 aufgestellt zu sein. (Titelbild: UnterwasserModel.at)

Von Ludwig Hofer

Als erster österreichischer Tauchclub begann der Club Hydronaut Vienna (CHV) im Winter 1976/77 damit, Bleigewichte mit Handtüchern zu umwickeln und damit auf “Tore” zu spielen. Als Tore dienten damals zwei Sessel, die auf den Beckenboden gestellt wurden. Kurze Zeit später konnte am 14. Oktober 1978, anlässlich des „Tages der Offenen Tür” im Salzburger Hallenbad, das erste Unterwasserrugbyspiel Österreichs angepfiffen werden.

42 Jahre danach finden sich im Universitätssportzentrum Rif bei Salzburg nun wieder Sportlerinnen und Sportler ein, um den Sieger des traditionsreichen „Salzburger Stiers“ auszuloten. Schon im vergangenen Jahr zeigten sich die österreichischen Vereine mit einem 2. Platz (STC Graz) und einem 4. Platz (UWRC Wien) als äußerst erfolgreich. Als Gewinner wurde der STC München gekürt.

Der Salzburger Stier ist ein traditionsreiches Turnier auf Vereinsebene.

Jedes Jahr sind hier Teams aus verschiedenen europäischen Ländern vertreten. Auch heuer waren Clubs aus Österreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn und der Schweiz mit dabei.

Gleich in der Früh um 9:00 Uhr wurde das erste Spiel angepfiffen und um 18:00 endeten die Finalspiele. Die österreichischen Teams reihten sich dabei mit dem UWCR Wien auf dem 5. und dem STC Graz auf den 6. Platz ein. Platz 1 erreichte das tschechische Team Triton Beroun, Platz 2 das tschechische Team Budweis und Platz 3 wurde durch das gemischte Team aus der Schweiz belegt.

In Summe wiederum ein spannendes und für Österreich sehr erfolgreiches Wochenende.

Drei Spieler unter Wasser
Ziel des Spiels ist es, den Ball in den gegnerischen Korb zu bringen. (Bild: UnterwasserModel.at)

Ein Erfolg welcher dem Engagement der Vereinsvorstände, sowie den seit Jahren aufgebauten Strukturen und den unermüdlich trainierenden Sportlerinnen und Sportlern geschuldet ist, ohne welche es zu keiner offiziellen Anerkennung des UWR-Sportes als offizielle Sportart durch die Österreichische Bundessportorganisation (BSO) im Jahre 1983 gekommen wäre.

Europa- und Weltmeisterschaften – Österreich mit Platz 6 und 7 auf Erfolgskurs!

Darüber hinaus nimmt Österreich seit 1978 von Beginn an teil an den von der World Confederation of Underwater Activities (CMAS) ausgetragenen Welt- und Europameisterschaften.

2019 war es dann auch soweit, dass Österreich die Unterwasserrugby Weltmeisterschaft in Graz ausrichten durfte. Das Damenteam für Österreich hat zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen und übertraf mit dem 6. Platz definitiv die Erwartungen. Für die rot-weiß-roten Herren schaute am Ende der Heim-Titelkämpfe der siebente Rang heraus. Norwegen bei den Damen sowie Kolumbien bei den Herren holten sich jeweils Gold.

Um solche Erfolge einfahren zu können ist ein durch die langfristig aufgebauten Vereinsstrukturen ermöglichtes Trainingspensum von 5-6 Einheiten pro Woche von Nöten, welches als direkte Vorbereitung für die Zonenmeisterschaft über einen Zeitraum von fast einem Jahr läuft. Immer wichtiger werden dabei auch die gemeinsamen Kader Trainings, um das Zusammenspiel und die Abstimmung zu verbessern, da Spielerinnen und Spieler aus verschiedenen Clubs in den Nationalteams zusammenkommen. Es werden taktische Grundauslagen entwickelt und entsprechende Abläufe und Spielzüge einstudiert und trainiert. Hier möchte man für die Vorbereitungen zur EM 2021 einen vertieften Fokus setzen. Ein ambitioniertes Ziel für die Damen ist vermutlich der 5. Platz, da mit Norwegen, Dänemark, Deutschland, Finnland und Schweden 5 sehr starke Nationen angestammter Weise um die ersten 5 Ränge konkurrieren werden. Bei den Herren ist die Dominanz der oben genannten 5 Nationen als noch stärker einzuschätzen. Österreich wird wohl mit Tschechien und der Türkei die härtesten Konkurrenten um Rang 6 haben.

Ein anspruchsvolles kurzfristiges Ziel, da alle 3 österreichischen Vereine UWRC Wien, STC Graz und der EKUS Klagenfurt und deren über 100 Sportlerinnen und Sportler 2020 bereits auf Vereinsebene durch die österreichische Staatsmeisterschaft im Frühsommer, die 4 Runden der offenen tschechischen Liga sowie freie Einladungsturniere wie den Salzburger Stier (18.1.), den Steirischen Panther (Anfang Juli) und weitere offene Turniere in Deutschland, Italien, Ungarn und der Schweiz voll ausgelastet sein werden.

Dennoch sind die Ränge 5 bis 6 plausible Ziele für die weiteren kommenden Europameisterschaften 2021/2025 und die Weltmeisterschaft 2023. Das Leistungsniveau werde international in den kommenden Jahren jedoch steigen und jüngere, starke UWR Nationen wie die Türkei werden ebenfalls versuchen sich im selben Leistungsbereich zu etablieren.

Es ist Zeit, um Zwischenbilanz zu ziehen!

Spätestens 2026, zum 50. Österreich Jubiläum und nach zwei weiteren Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft, wird man der Frage nachgehen, wie erfolgreich das Zusammenspiel und die Abstimmung umgesetzt werden konnten. Ebenso wird sich zeigen, ob der vor 6 Jahren ins Leben gerufene und aktuell stetig wachsende Damenbereich weiter auf Erfolgskurs und neben Wien, Graz und Klagenfurt auch der Club in Salzburg wieder im UWR aktiv sein wird (SALUK stellte vor einigen Jahren den Spielbetrieb ein). Ebenso wird darauf zurückgeblickt werden, ob Österreich neben dem Angebot für motivierte Studiernde möglicherweise auch weiter ausgebaute Strukturen für Kinder- und Jugendmannschaften geschaffen haben wird.

Die Voraussetzungen liegen bereits vor und nach den Erfolgen und den mitgenommenen Eindrücken vom „Salzburger Stier“ bin ich davon überzeugt, dass es genügend Österreicherinnen und Österreicher gibt, welche gerne im Wasser sind, gerne raufen und sich für diesen dreidimensionalen Ballsport begeistern lassen.