Sport und Spaß, mit und ohne Welle

Wakeboarden ist eine Mischung aus Snowboarden, Surfen und Wasserskifahren. Seit Mitte der 1980 Jahren erfreut es sich immer größerer Beliebtheit. In Österreich gibt es zahlreiche Möglichkeiten den Sport auszuüben, egal ob am Lift oder hinter einem Motorboot. (Titelbild ©Lukas Kastner)

Das Board ist fest mit seinen Füßen verbunden. Die Anspannung steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Jetzt geht es gleich los“, denkt sich Linus. „Nur nicht zu weit nach hinten lehnen.“ Die Ampel schaltet auf Grün, in wenigen Sekunden wird die Leine vom Lift mit gut 30 km/h davongezogen. „Hoffentlich schaffe ich …“, schießt ihm noch durch den Kopf, aber der Gedanke reist zeitgleich mit dem Zug auf die Hantel ab. Es spritzt unter dem Brett hervor. Es sieht fast so aus, als würde ein Snowboardfahrer durch den Tiefschnee fahren. Linus ist aber nicht in den Bergen, sondern auf der Wiener Donauinsel. Er fährt Wakeboard.

Wakeboarden ist eine junge Sportart. Der Name Wake, stammt von der Kielwelle, also der Welle die ein Motorboot hinter sich lässt. Wakeboarder fahren auf dieser Welle wie ein Wellenreiter auf einer Brandungswelle. Der Vorteil dieser Welle ist ihre Konstanz und der Start mithilfe des Motorbootes. Wer kein Motorboot zur Verfügung hat kann den Sport auch auf einen der zahlreichen Wakeboardlifte ausüben. Hier gibt es keine Welle. Der Antrieb kommt von einer Art Skilift. Dieser kann mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gefahren werden.

Linus hat den Start geschafft. Immer leichter gleitet er über das Wasser. Die erste Gerade ist geschafft, nun kommt er zur Kurve. Kurven sind für Anfänger, nach dem Start, die größte Hürde. „Ich muss die Kurve von außen anfahren“, sagt er sich in Gedanken vor. Da der Lift konstruktionsbedingt in den Kurven seine Richtung unmittelbar um 90 Grad ändert, muss der Wakeboarder vor der Kurve gezielt Schwung holen, um nicht zu viel an Geschwindigkeit zu verlieren. Linus hat alles richtig gemacht und es geht schon wieder auf die nächste Kurve zu.

Vom Wakesurfing zum Wakeboarding

Wakeboarden wurde Mitte der 1960 Jahre aus dem Wakesurfing entwickelt. Die ersten eigentlichen Wakeboards wurde 1985 zeitgleich von dem Kalifornier Tony Finn und dem Texaner Jimmy Redmon entwickelt. Finn baute eine Art verkleinertes Surfboard mit Fußschlaufen darauf und nannte es Skurfer. Redmon orientierte sich mehr am Wasserskifahren und konstruierte ein deutlich leichteres Wasserskiboard mit Schlaufen. 1988 gründete Redmon die World Wakeboard Association (WWA) und schaffte damit auch eine Wettkampfserie mit einheitlichen Regeln. Drei Jahre später beschlossen die beiden Erfinder, ihr Potenzial gemeinsam für den Sport zu nutzen und gründeten eine Firma. Die Zusammenarbeit führte zur Entwicklung des Twin-tip-Designs (beide Enden des Boards sind aufgebogen) und damit zum endgültigen Durchbruch des Wakeboardens.

Wakeboarder springt über ein Hindernis
Wakeboarden wird oft als Snowboarden auf dem Wasser bezeichnet, da Board und Bindung bei beiden Sportarten ähnlich sind. Auch das Fahrgefühl und einige Tricks ähneln einander. Das macht es für Anfänger, mit Snowboarderfahrung etwas leichter. (Bild: ©Krikula)

Die verpasste Chance

Im Juli 2011 wurde Wakeboarden als eine von 7 Sportarten vom Internationalen Olympischen Komitee auf die sogenannte Short List für Olympia 2020 gesetzt. Von dieser Short List werden Sportarten bestimmt, die anschließend als Disziplin eingeführt werden. 2018 fiel dann aber die Entscheidung das Wakeboarden in Tokyo nicht dabei sein wird. Die Olympiapremiere ist zwar ins Wasser gefallen, der Sport hat es aber 2019 zumindest in die World Beach Games in Doha, geschafft. Dieser, durch die Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) gegründete, Multisport-Event soll zukünftig jedes zweite Jahr abgehalten werden und umfasst zahlreiche Strandsportarten.

The Cage Surfer

Eine besonders aufsehenerregende Variante des Sports betreibt Florian Dungl. Der seit seinem 21. Lebensjahr querschnittgelähmte, heute 34-jährige Niederösterreicher, hat mit der Unterstützung seines Freundes Markus Lahmer, vom Verein Ohana Vienna, innerhalb kürzester Zeit, das Wakesurfen erlernt. Lahmer selbst ist siebenfachen Staatsmeister im Wakesurfen. Florian Dungl benutzt für den Sport einen speziell angefertigten Käfig. Dieser ermöglicht ihm, trotz der Lähmung seiner Arme und Beine, auf der Welle zu surfen.

Linus hat seine erste Runde sturzfrei geschafft. Er hängt gleich eine zweite dran. Am Ende dieser Runde lässt er die Hantel (Haltegriff am Ende der Zugleine) aus und schwimmt glücklich zum Ausgangssteg zurück. Als Nächstes will er sich an den Obstacles, den künstliche Hindernisse für Sprünge und Tricks, versuchen.

Österreichischer Wasserski und Wakeboard Verband (ÖWWV)

Ohana Vienna

Florian Dungl beim Wakesurfen auf der Donau – Video

Wakeboard Spots in Österreich