Goalball – dynamisches Spiel im Dunklen

Einst sollte Goalball erblindeten Kriegsveteranen helfen wieder ins Leben zu finden. Seit 1976 ist der Sport olympisch. Das Teamspiel mit dem Klingelball zeichnet sich durch eine hohe Dynamik aus.

Es ist finster. Nicht der kleinste Lichtstrahl dringt zu den Augen. Absolute Stille, plötzlich ein schriller Pfiff, gefolgt von einem dumpfen Rollgeräusch das vom leisen Klang einer Schelle begleitet wird. Wo kommt das Geräusch her, oder viel wichtiger, wo geht es hin? Das Rollgeräusch kommt schnell näher. Es bleibt nur der Bruchteil einer Sekunde um zu reagieren. Das ist Goalball, eine der beliebtesten Ballsportarten für Menschen mit Sehbehinderung.

Mit Österreich verbindet Goalball nicht nur einer seiner Erfinder. Der Österreicher Hans Lorenzen entwickelte 1946 gemeinsam mit seinem deutschen Freund Sepp Reindl das Spiel für blinde Weltkriegsveteranen. Der Sport, der in erster Linie zu Therapiezwecken dienen sollte, erfreute sich schnell großer Beliebtheit und wurde bald in vielen Ländern gespielt. Der großen Verbreitung war es auch zu danken, dass Goalball bei den 4. Sommer-Paralympics, 1972 in Heidelberg, als Demonstrationssportart mit dabei war. Vier Jahre später, in Toronto, wurde es in das olympische Programm aufgenommen und die österreichische Mannschaft holte sich gleich die erste Goldmedaille in der neuen Disziplin. Es folgte die erste Goalball Weltmeisterschaft im Jahr 1978. Österreich war Veranstalter. Unter der Leitung des Erfinders des Sports, Sepp Reindl, gelang es der Nationalmannschaft bei dem Turnier im oberösterreichischen Vöcklamarkt, den zweiten Platz zu erstreiten.

Die Verteidiger versuchen mit vollem Körpereinsatz den Ball abzuwehren. (Bild: Flickr/André Gomes de Melo/CC BY-ND 2.0)

Goalball wird auf einem 9 × 18 Metern großen Feld, das entspricht der Größe eines Volleyballfeldes, gespielt. An den kurzen Seiten befindet sich je ein Tor das 1,3 Meter hoch ist und über die gesamte Spielfeldbreite reicht. Jedes Team hat sechs Spieler, von denen drei am Feld sind. Mit einem 1250 Gramm schweren Klingelball versuchen die Feldspieler ins gegnerische Tor zu schießen. Dabei muss der Ball so geschossen werden das er noch in der eigenen Spielfeldhälfte, in der sogenannten Landezone, den Boden berührt. In der Mitte des Spielfeldes befindet sich eine neutrale Zone, die von den Spielern nicht betreten werden darf. Ein Spiel dauert zweimal 12 Minuten. Die Torschüsse dürfen von der verteidigenden Mannschaft mit dem ganzen Körper abgewehrt werden. Alle Spieler tragen Augenbinden, um die unterschiedlichen Grade der Sehbehinderung auszugleichen. Um die Orientierung zu erleichtern, ist das Spielfeld mit tastbaren Markierungen versehen. Das Spiel hat auch eine hohe Dynamik, da der Ball ab dem ersten Kontakt, innerhalb von zehn Sekunden wieder abgespielt werden muss. Die Mannschaften können auch untereinander passen. Da die Spieler bei der Verteidigung auf ihr Gehör angewiesen sind, muss während des Spiels absolute Ruhe herrschen.

Torball als Variante des Sports

Seit Mitte der 80er Jahre hat sich Torball als eine Art Leichtvariante von Goalball entwickelt. Die Grundzüge beider Spiele sind sehr ähnlich. Beim Torball ist aber das Feld etwas kleiner (7 × 16 Meter) und der Klingelball wiegt nur 500 Gramm. Hinzu kommt noch, dass die neutrale Zone mit aufgespannten Leinen, an denen Klingeln montiert sind, abgegrenzt wird. Zusätzlich hat jeder Spieler zur besseren Orientierung im Torraum noch eine zweimal ein Meter große Matte am Boden. Die Spielzeit ist kürzer als beim Goalball. Sie beträgt zweimal fünf Minuten. Es wird nur die Nettozeit gezählt, d. h. bei Toren, Strafwürfen oder anderen Unterbrechungen des Spiels wird die Uhr angehalten.

Goalball und Torball haben viele Schnittstellen. In Goalball war Österreich einmal das Maß der Dinge. An die großen Erfolge der Anfangszeit konnte nie angeschlossen werden. Trotzdem wird der Sport noch trainiert und gespielt. Besser sieht es mit Torball aus. Hier werden regelmäßig nationale und internationale Turniere gespielt. So wurde 2019 schon die 35. Österreichische Staatsmeisterschaft abgehalten. 2020 musste diese leider coronabedingt abgesagt werden.