Kanupolo – nichts für Wasserscheue

Der Mannschaftsport im Kajak wurde schon vor hundert Jahren erfunden, geriet aber bald wieder in Vergessenheit. Mit der Einführung neuer Bootsbautechnologien tauchte der Sport in den 1970 wieder auf. Heute gibt es sechs österreichische Vereine, die am kommenden Wochenende in Graz, um den Meistertitel kämpfen.

Das Wasser brodelt. Zwei Spieler paddeln mit äußerster Geschwindigkeit auf einen Ball zu. Fast zeitgleich erreichen sie ihn. Mit vollem Körpereinsatz wird um den Ball gekämpft. Sie spielen Kanupolo, eine Mischung aus Wasserball und Basketball im Kajak. Der Ball wird dabei mit den Händen oder dem Paddel gespielt.

Infografik Kanupolo

Im Gegensatz zum traditionellen Polospiel, das auf dem Rücken von Pferden ausgetragen wird, stammt Kanupolo nicht aus dem Orient. Erfunden wurde es, wie nicht anders zu erwarten war, in England. Auf Initiative des Deutschen Franz Reinecke, dem ersten Vorsitzenden des internationalen Kanuverbandes, gelang der Sport vor gut hundert Jahren, nach Deutschland. Reinecke sucht nach einer Möglichkeit den Kanusport für die Jugend attraktiver zu machen. Da die damals üblichen Wettbewerbe meist über große Distanzen ausgetragen wurden, waren sie auch für das Publikum nicht sehr interessant. Kanupolo sollte dies ändern. Anfangs wurde es nach Regeln, die dem des Fußballs sehr ähnlich waren, gespielt. Nach und nach wurde das Spiel modifiziert. Das Feld wurde verkleinert, die Mannschaft ebenso und die Spielzeit verkürzt. 1928 wurden die ersten deutschen Meisterschaften ausgetragen. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Österreich nicht einmal ein einziges Polokanu. Die damals verwendeten Faltboote wurden beim Polospiel oft beschädigt. Die damit verbunden Kosten schreckten viele Bootsbesitzer davor ab, diesen Sport zu betreiben. Erst die neuen robusten Kunststoffboote, die in den 1970er Jahre entwickelt wurden, verhalfen dem Sport zum Durchbruch.

In Österreich erfreut sich der Sport seit ein paar Jahren immer größerer Beliebtheit. Sechs Clubs bilden die österreichische Liga. Bei der jährlichen Meisterschaft wird unter den teilnehmenden Teams ein österreichischer Meister gekürt. Die diesjährige Meisterschaft wird am kommenden Wochenende, am Mariatroster Teich in Graz, ausgetragen.

Körperlichen Fitness und spielerisches Geschick

Kanupolo kann auf jedem stillen Gewässer gespielt werden. Die Teams bestehen aus je fünf Feldspielern in Kajaks. Beide Mannschaften versuchen den Ball, der wie ein etwas kleinerer Volleyball aussieht, in das gegnerische Tor zu bringen. Das Spielfeld hat eine Größe von 23 × 25 Meter. An der kurzen Seite befindet sich, in zwei Meter Höhe, jeweils ein Tor.

Die Spieler selber sitzen in speziellen Kanupolo-Booten. Diese sind besonders wendig und stabil. Zum Schutz der Mitspieler haben die Boote an Bug und Heck einen Gummipuffer. Der Körperkontakt zwischen den Spieler ist zwar grundsätzlich verboten, lässt sich aber kaum vermeiden. Ein Spieler, der den Ball zu fassen bekommt, darf durch seine Kontrahenten, von der Seite geschubst werden. Wer kentert, muss sich mit einer Eskimorolle wieder in die richtige Spielposition bringen. Darum müssen auch Helm, meist mit Schutzgitter, und eine Schwimmweste getragen werden. Auch die Paddel sind etwas stabiler, da mit ihnen gepaddelt und der Ball gespielt wird.

Kanupolo spielen

In Österreich gibt es derzeit sechs Vereine. In Wien, Graz, Ybbs, Linz, Salzburg und Innsbruck kann man derzeit Polo spielen. Wer es einmal ausprobieren will, wendet sich am besten an einen Club in seiner Nähe. Die Ausrüstung zum Probieren wird durch die Clubs in der Regel kostenlos zur Verfügung gestellt. Wer sich lieber im trockenen ein Bild von dem Sport machen will, kann dies bei der österreichischen Meisterschaft, am 19. Und 20. September, in Graz, machen.

Österreichische Meisterschaft im Kanupolo am 19. und 20.9.2020 in Graz