„Wuzzeln“ – auf dem Weg zur anerkannten Sportart

Nicht nur bei Feiern, sondern auch in Schulen und Wirtshäusern ist Tischfußball ein Spaßgarant. „Wuzzeln“ ist jedoch mehr als das: Es gibt zahlreiche professionelle Turniere und auch Weltmeisterschaften, bei denen Österreich regelmäßig erfolgreich abschneidet. Der Status als offizielle Sportart blieb Tischfußball bislang jedoch verwehrt.

Da auf hohem Niveau Psychologie eine höhere Rolle als Technik spielt, weisen die besten Tischfußballspieler insbesondere eine ausgeprägte mentale Stärke auf. Neben Talent sind schnelle Reflexe und gute Koordinationsfähigkeiten gefragt. Im Gegensatz zu den meisten Hobbyspielern, die gewöhnlich auf gut Glück mit voller Wucht auf die Kugel schießen, steht bei der Weltelite ein ruhiger Spielaufbau im Vordergrund.

Regeln

Weltweit sind insgesamt fünf offizielle Tischfußball-Tische anerkannt, die sich alle etwas unterscheiden. In Österreich wird vorwiegend der „Garlando-Tisch“ verwendet. Bei einer Weltmeisterschaft sind auch Tische anderer Marken im Einsatz, weshalb man auf allen Geräten spielerprobt sein sollte, um erfolgreich abzuschneiden. Eine Partie wird von einem Schiedsrichter überwacht und geht auf drei gewonnene Sätze, die nach fünf Toren eines Teams entschieden werden. Bei einem 2:2 wird das Spiel in einem Entscheidungssatz entschieden. Insgesamt gibt es elf Spielerfiguren, die auf vier Stangen aufgeteilt sind: Ein Torwart, zwei Verteidiger, fünf Mittelfeldspieler und drei Stürmer. Das Drehen der Stange um mehr als 360° („Kurbeln“) ist nicht erlaubt. Der Ballbesitz an einer Stange darf ein bestimmtes Zeitlimit nicht überschreiten (je nach Stange zehn bis fünfzehn Sekunden). Die Auflage (Spieleröffnung) erfolgt an der „Mittelfeld-Stange“ der Mannschaft, die das Tor kassiert hat.

Österreicher räumen bei der WM 2019 ab

Für die Weltmeisterschaft, die alle zwei Jahre stattfindet, qualifizieren sich automatisch die besten sechszehn Männer und acht Frauen der Weltrangliste. Außerdem kann man sich auch bei internationalen oder nationalen Turnieren, wie der Staatsmeisterschaft, ein Ticket sichern. Neben der Weltelite kämpfen auch die Junioren und Senioren um Medaillen. Die Teilnehmer duellieren sich im Einzel, Doppel, Mixed-Doppel und im Teambewerb. Außerdem stehen mit dem „Classic“ (geringeres Zeitlimit beim Ballbesitz und Auflage erfolgt bei der „Verteidiger-Stange“) und „Rollerball“ (mehrere Bälle sind auf einmal im Spiel) auch zwei Spezialdisziplinen auf dem Programm. Die letzte WM fand im Juli 2019 in Murcia (Spanien) statt. Insgesamt gingen 38 Österreicher an den Start und eroberten beachtliche acht Medaillen. Das Highlight war der österreichische Doppelsieg im Einzel der Damen. Im Finale setzte sich Marina Tabakovic gegen ihre Teamkollegin Sophie Jobstmann durch. Die nächste Weltmeisterschaft wird von 22. bis 27. Juni 2021 in Nantes (Frankreich) stattfinden.

Neuer Trainer für die Herren-Nationalmannschaft

Im von Teamcoach Astrid Franz trainierten Stammkader des Damennationalteams stehen neben der amtierenden Weltmeisterin Marina Tabakovic und der Vizeweltmeisterin Sophie Jobstmann auch Angelika Lukschander, Melissa Mosser und Karen Scheuer. Das Herren-Nationalteam besitzt mit Dominik Wottke seit Jänner einen neuen Trainer. Aufgrund des Coronavirus verzögert sich jedoch die Bekanntgabe des offiziellen Kaders. Laut aktuellem Stand der Weltrangliste des Tischfußball-Weltverbandes (ITSF) sind bei den Männern mit Matthias Schöpf (5.), Raffael Hackspiel (8.), Bernhard Kraus (10.) drei Österreicher in den Top-Zehn vertreten. Die am besten platzierte Österreicherin in der Frauen-Wertung ist derzeit Elli McDonald auf dem 14. Rang.

Obwohl Österreichs Athleten an der Weltspitze mitmischen, ist Tischfußball hierzulande bislang nicht als Sportart anerkannt. Der Österreichische Tischfußballverband (TFBÖ) arbeitet jedoch intensiv daran, die von der BSO (Österreichische Bundes-Sportorganisation) geforderten Auflagen zu erfüllen und damit auch in den Genuss von Förderungen zu kommen. Groß verdienen kann man im Tischfußball außerhalb der USA nicht. Nur selten werden Preisgelder ausgeschüttet und ein Triumph bringt lediglich Ruhm und Ehre mit sich. 

Von 9. bis 12. Juli 2020 hätte in der Prandtauerhalle in St. Pölten mit der Garlando World Series das größte und wichtigste Garlando Turnier der Welt über die Bühne gehen sollen. Aufgrund des Coronavirus muss es jedoch abgesagt werden. Da sich beim Tischfußball die Spieler sehr nahe sind, wird der Spielstopp österreichweit bis zumindest Ende Juli verlängert.