Wer nicht hört, wird nicht gehört

Gehörlose Sportler sind in den Medien kaum präsent. Talente gibt es unter ihnen viele, doch fehlende qualifizierte Trainer und mangelnde strukturelle Unterstützung, lässt nur wenige ganz nach oben kommen. Katrin Neudolt, selbst gehörlos und die besten Badmintonspielerinnen Österreichs, setzt sich für die Förderung dieser Sportler ein.

Am 12. September wurden in Graz die 23. österreichischen Staatsmeisterschaften in Badminton für gehörlose/schwerhörige Personen ausgetragen. Unter der Leitung der technischen Direktorin des ÖBSV für Badminton, Katrin Neudolt, fanden Bewerbe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene statt. 17 Kinder und Jugendliche und 19 Erwachsene nahmen an der Meisterschaft teil.

Beindruck zeigt sich Neudolt von der Leistung der jüngsten Teilnehmer. „Sie sind sportlich alle sehr geschickt und habe ein gutes Ballgefühl“, sagt sie und betont das keiner der Turnierteilnehmer professionell trainiert. „Mein Ziel ist es, dass diese Kinder in Zukunft in ‚hörenden‘ Vereinen trainieren können“, ergänz sie. Das Problem der gehörlosen Badmintonspieler ist, dass es in Österreich nur eine qualifizierte gehörlose Badmintontrainerin gibt, und das ist Neudolt selbst. Das Interesse der etablierten Vereine an der Integration von gehörlosen Sportlern ist leider enden wollend. Grundsätzlich steht es zwar jedem Gehörlosen das Recht zu in den Sportvereinen mitzutrainieren, allerdings gibt es oft von beiden Seiten gewissen Hemmungen. Gehörlose wollen integriert werden, wollen miteinbezogen werden. Gehörlose sind in ihrer Kommunikation meist sehr offen und wollen auch in den Sportvereinen Verantwortung übernehmen. Doch dazu müssen ihnen die notwendigen Informationen auch zugänglich gemacht werden.

Die Sportdachverbände sind nicht darauf sensibilisiert wie man schwerhörig oder gehörlose Personen aktiv in das Vereinsleben bzw. in den Leistungssport einbinden kann

Katrin Neudolt

„Die Sportdachverbände sind nicht darauf sensibilisiert wie man schwerhörig oder gehörlose Personen aktiv in das Vereinsleben bzw. in den Leistungssport einbinden kann“, sagt Neudolt. Dabei wäre es eigentlich ganz einfach. Der Ablauf der Trainingseinheit bräuchte nur vorab zu Papier gebracht werden, damit sich die Sportler einlesen können. Auch kann man durch Körpersprache, durch Vorzeigen, den Übungsinhalt erklären. Solche Maßnahmen sind mit wenig Aufwand verbunden, helfen aber gehörlosen Menschen ungemein, sich integriert zu fühlen. Diesen „Benefit“ kann man dann natürlich auch anderen Personenkreisen anbieten. Beispielsweise kann die Kommunikation mit Körpersprache Senioren helfen, die in einer großen Halle mit einer entsprechenden Geräuschkulisse oft Probleme haben. Auch beim Sportunterricht in Schulen, wenn viele Kinder lärmen, führt die Kommunikation mit Körpersprache zu einer Beruhigung.

Katrin Neudolt wünscht sich, dass die Sensibilisierung für das Thema auch in der Trainerausbildung ihren Niederschlag findet. „Für das Erlernen eines Sportes ist die visuelle Vermittlung, das Vorzeigen, doch viel wichtiger als alleine die Lautsprache“, sagt sie. Hier könnten gehörlose Trainer als Bindeglied wirken. Das Fehlen, bzw. die nicht vorhandene Finanzierung von Gebärdensprachdolmetschern verhindert bis dato die Teilnahme von gehörlosen Personen an Ausbildungsprogrammen der Bundessportakademie.

Durch eine staatliche Förderung von Gebärdensprachdolmetschern in allen Bereichen des Sportes würde sich dieser 700.000 Personen in Österreich, die schwerhörig, gehörlos oder altersbedingt schlecht hören, öffnen.