Stade Rugby Club Wien – mit French Flair und plaisir

Vor fast dreißig Jahren wurde die erste österreichische Rugby Meisterschaft ausgetragen. Mit dabei eine französisch sprechende und spielende Mannschaft. Heute noch zeichnet sich der Verein durch sein französisches Flair aus. Die Freude am Spiel steht im Vordergrund, doch auch Umweltbewusstsein und Jugendförderung kommen nicht zu kurz.

Rugby wird seit gut 200 Jahren gespielt. Es gehört weltweit zu den beliebtesten Sportarten. In Österreich versucht der Sport seit mehr als hundert Jahren Fuß zu fassen. Richtig gelungen ist dies aber erst vor 30 Jahren. Mit dabei, eine Gruppe französischer Ballsportenthusiasten. Die 1989 als französischer Rugby Club am Lycée Français gegründet Equipe, gehörte schon 1992 zu den vier Teams, die die erste österreichische Rugby Meisterschaft austrugen. Es folgte die Umbenennung in Stade Rugby Club Wien und die organisatorische Trennung vom Lycée Français.

„Wir haben viele Franzosen in unserer Mannschaft“

Sebastian Lenzenhofer

„Wir haben viele Franzosen in unserer Mannschaft“, sagt der Kapitän der A-Mannschaft, Sebastian Lenzenhofer. Das spiegelt sich auch im Spielstil wider, der sehr offen ist. Zu verdanken ist dies auch der Initiative des ehemaligen Präsidenten des österreichischen Rugbyverbandes, Paul Duteil, der den französischen Spieler und Vordenker des modernen Rugbyspiels, Pierre Villepreux, nach Österreich einlud. Villepreux veranstaltete Trainingskurse und fand mit seiner Schule der „Plaisir du mouvement“ (Freude der Bewegung) großen Anklang. Das Augenmerk liegt dabei auf Bewegung und Vermeidung, dem sogenannten French Flair, durch die Kombination aus Körperlichkeit und inspirierter Anmut. „Bewegung, Passen, Laufen“, so fasst es Étienne Clément, einer der Spieler und Trainer mit französischen Wurzeln, zusammen.

Rugbyspielerinnen mit einem Pokal
Louise Fournier (Bildmitte) spielt ab der kommenden Saison in Paris Rugby.

Aber nicht nur Stade Wien profitiert von der Unterstützung durch Spieler aus Frankreich. Rugby öffnet für die Spieler auch ein Tor in die weite Welt. Besonders stolz ist man auf Louise Fournier. Die 18-Jährige spielt seit elf Jahren bei Stade. Zum Rugby ist sie durch ihren Bruder gekommen, der auch schon im Club war. Ihre Karriere führte sie von der jüngsten Spielerklasse bis hin zur Kapitänin der Power Ladies. Damit aber noch nicht genug. Ab der kommenden Saison wird sie nicht nur an der Sorbonne studieren, sie verstärkt auch das Team von Stade Français Paris Féminin – Rosa Raketen. Rugby bedeutet für sie Teamgeist, Familie und niemals aufzugeben.

„Wichtig ist dem Club auch eine stetige Weiterentwicklung“, sagt Christophe Cuny der Generalsekretär des Vereins. Er betont, dass Rugby kein Gewaltsport ist, sondern ein Sport, bei dem man vor allem Spaß haben kann, oder wie er es ausdrückt: „Rugby plaisir“. Rugby ist ein inklusiver Sport. „Ich muss nicht wahnsinnig fit oder schnell sein, ich kann auch einmal ein bisschen langsamer oder pummeliger sein und finde trotzdem meinen Platz in der Mannschaft, und einen Nutzen noch dazu“, so Christophe Cuny weiter. Er selbst ist auch erst mit 41 Jahren zum Sport gekommen und spielt heute in der Social Rugby-Mannschaft.

Werte spielen im Rugby eine große Rolle. Der Weltrugby Verband bezeichnet Integrität, Leidenschaft, Solidarität, Disziplin und Respekt als die Kernwerte des Spiels. Stade erweitert diese noch um ihr Triptychon.
1) Internationaler Club: von Kindern über Studenten bis zu Pensionisten;
2) Trainingsclub: Entwicklung verantwortungsbewusster, intelligenter Individuen durch Bewegungs-Rugby (in Verbindung mit der Akademie und der Villepreux-Methode);
3) Historischer Club: Know-how in den Bereichen Coaching, Schiedsrichterwesen, Frauenmannschaft, Akademie, Rugby-Labor.

Social Rugby

„Eigentlich ist es eine wilde Variante des Touch Rugbys“, beschreibt Christophe Cuny die spezielle Spielform des Social Rugby. Tacklings, das sind die körperlichen Angriffe, werden durch eine Berührung mit zwei Händen ersetzt. Dadurch spielen Technik und Gewicht keine so große Rolle mehr. So öffnet sich der Sport auch für neue Zielgruppen. Eltern von Spielern und Neulinge können, bei speziellen Trainings, auf eine sanfte Art, auch ins Spiel miteinbezogen werden. Es eignet sich aber auch für ehemalige Rugbyspieler, die in einem freundschaftlichen Umfeld, ohne die dem Sport sonst so eigenen Härte, spielen wollen. Beim Social Rugby spielen Jung und Alt, Frauen wie Männer, mit oder ohne Spielerfahrung, miteinander. „Es ist für uns der Weg um angenehm in das Rugby zu kommen“, sagt Christophe Cuny.

„Es ist für uns der Weg um angenehm in das Rugby zu kommen“

Christophe Cuny

Der Rugbysport kann natürlich nicht abgelöst von unserer Gesellschaft betrachtet werden. Genauso wie die Coronakrise sich auch auf den Sport auswirkt, wirkt sich auch das Thema Klima- und Umweltschutz auf Rugby aus. Hier verfolgt der Club eine aktive Linie. Mit der Initiative „Green Rugby“ wird versucht eine entsprechende Bewusstseinsbildung zu schaffen. Die Initiative, die durch Freiwillige aus dem Club getragen wird, setzt nicht nur auf Aufklärung, es werden auch konkrete Projekte umgesetzt. Im heurigen Jahr reichen diese von der Anschaffung von wiederverwendbaren Getränkebechern, bis hin zur Anpassung des Clubhausprojektes an ökologische Standards. Ziel ist es den Verein auch ökologisch nachhaltig zu machen.

Der Stade Rugby Club ist durch seine Wurzeln zwar französisch geprägt, trotzdem sind alle Menschen willkommen, denn es ist der Rugby-Spirit der einen zum Teil der Mannschaft und der Rugbyfamilie macht.

Vom 11. bis 13. September veranstaltet der Stade Rugby Club ein Trainingscamp für Kinder von U10 bis U18. Geleitet wird das Training vom Head Coach der italienischen Rugby-Nationalmannschaft, Sergio Zorzi.