Segeleuropameisterschaft der olympischen Speedklassen
Vom 26. September bis 4. Oktober treffen sich die besten Speedsegler der Welt am Attersee. Die Europameisterschaft der Klassen 49er, 49erFX und Nacra 17, findet erstmalig in Österreich statt. Gut 300 Sportler aus 28 Nationen kämpfen um den Titel.
In drei Tagen startet eine der größten Segelveranstaltungen der österreichischen Geschichte. Seglerinnen und Segler aus 28 Nationen kämpfen in den Klassen 49er, 49erFX und Nacra 17 um den Europameistertitel. Die Wettrennen finden am Attersee im oberösterreichischen Salzkammergut statt. Das ein Segelevent dieser Größenordnung auf einem kleinen Binnensee abgehalten wird ist dem Corona-Virus zu danken. Ursprünglich hätte die EM am Gardasee, in Norditalien, durchgeführt werden sollen. Aufgrund der massiven Probleme mit dem Virus, entschlossen sich die Veranstalter, Mitte März, die für Mai geplante Meisterschaft abzusagen. Obwohl sich Österreich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Lockdown befand, wurde die Corona-Lage hier als beherrschbarer beurteilt. Mit dem Union-Yacht Club Attersee (UYCAs) wurde auch bald ein kompetenter Partner für die Austragung gefunden. Auch die nur knapp drei Monate Vorbereitungszeit schreckten die neuen Veranstalter nicht ab.
Der Austragungsort
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Attersee zu einem Zentrum der Sommerfrische. Es entstanden Künstlerkolonien. Gustav Klimt verbrachte viele Sommer am hier. Viele seiner berühmten Bilder zeigen Motive aus der Region. Der Komponist Gustav Mahler schätzte ebenfalls den See und hatte sogar ein eigenes Komponierhäuschen hier. Ob die beiden Segler waren, ist nicht überliefert. Heute schätzen Besucher aus der ganzen Welt den See. Die einen wegen seiner schönen Farbe, die anderen wegen seinen sportlichen Möglichkeiten. Der Attersee gilt als Segelhochburg des Salzkammerguts. Das liegt nicht nur an den sechs Segelclubs am See, sondern auch an den guten Windverhältnissen. Mit über 46 km² Wasserfläche ist er der größte zur Gänze in Österreich liegende See. Bei der Europameisterschaft gibt drei Wettkampfkurse, die den halben Attersee in Anspruch nehmen.
Die Wettkampfklassen
Die Europameisterschaft wird in drei Bootsklassen ausgetragen. Diese sind 49er, 49erFX und Nacra 17. Alle drei sind olympische Klassen. Der 49er ist ein High-Performance-Boot mit zwei Personen Besatzung. Der 49erFX ist baugleich, nur der Mast ist etwas kürzer und die Segelfläche kleiner, dadurch ist er für Frauen besser geeignet. Der Nacra 17 ist ein Katamaran, hat also zwei Rümpfe. Für die Olympischen Spiele in Tokyo wurden beim NAcra 17 Hydrofoils eingeführt. Das sind gekrümmter Steckschwerter, die einen Auftrieb erzeugen und das Boot aus dem Wasser heben. Das sieht nicht nur spektakulär aus, es ermöglicht auch höhere Geschwindigkeiten. Auch der Nacra 17 wird von zwei Personen gesegelt.
Der Veranstalter
Der Union-Yacht-Club Attersee ist der größte österreichische Segelclub mit knapp 1000 Mitgliedern und einer mehr als 130-jährigen Geschichte. Er wurde 1886, als Zweigverein des Wiener-Yacht Clubs gegründet, überflügelte diesen aber bald. Davon, dass der UYCAs über ausreichend Erfahrung in der Austragung sportlicher Veranstaltungen hat, zeugt nicht nur die seit 1887 jährliche ausgetragen Regatta-Serie „Attersee Woche“. Unterstütz wird der Club, bei der kommenden Großveranstaltung, auch durch die anderen Segel-Clubs am Attersee, sowie durch mehr als 100 freiwillige Helfer.
Starke österreichische Teams
Die Segler sind mit fünf Gold, fünf Silber und zwei Bronze Medaillen, die erfolgreichsten österreichischen Olympioniken. Im Starterfeld befinden sich auch Tanja Frank und Thomas Zajac, die bei den Spielen in Rio 2016 gemeinsam im Nacra 17 Bronze gewannen. Diesmal sitzen die beiden aber in verschiedenen Booten. Tanja Frank startet mit ihrer Vorschoterin Lorena Abicht im 49erFX. Sie geht optimistisch in den Wettkampf und sagt, „Ich selbst habe gute Erinnerungen an den Attersee, da ich dort 2010 die Staatsmeisterschaften im 420er gewinnen konnte“.
Im 49er sitzen die beiden Vorarlberger Benjamin Bildstein und David Hussl. Sie starten aus einer vielversprechenden Position in die Europameisterschaft. Als frisch gekürte Staatsmeister und als Führende im 49er Worldranking.
Der Olympiamedaillengewinner Thomas Zajac starte mit seiner neuen Vorschoterin Barbara Matz, in der Nacra 17-Klasse, ins Rennen. Beide kennen den Attersee aus ihrer Jugendzeit und verbinden mit ihm viele positive Erinnerungen.
Einen Heimvorteil erkennen die Österreicher nicht, da sie in ihren Bootsklassen zumeist am Meer segeln und die Austragung auf dem Gebirgssee auch für sie eine Besonderheit darstellt.
Herausfordernd ist, sowohl bei der Organisation als auch bei der Durchführung der Europameisterschaft, die Einhaltung der Corona-Schutzbestimmungen. Mit einem umfassenden Corona-Präventionskonzept wird hier für Sicherheit gesorgt. Bei Verstößen gegen die Maßnahmen droht den Sportlern ein fünf Punkte Penalty, der sich auf die Ergebnisse auswirkt.
