Schaukeln – von der Lianenschaukel zum Highlooop

Menschen schaukeln seit Urzeiten. Jeder kann sich an die eigene Schaukel im Kinderzimmer oder im Garten erinnern. Doch Schaukeln ist viel mehr als nur ein Kinderspiel. Highlooop ist eine schwindelerregende Schaukelvariante mit Wurzeln in Estland.

Geschaukelt wurde immer und überall

Eine alte Skulptur
Schon eine 3000 Jahre alte Skulptur zeigt eine Frau auf einer Schaukel (Bild: Archäologiisches Museum, Irakleion, Kreta).

Die ersten Schaukeln wurden vermutlich ohne großes menschliches Geschick aus Lianen gefertigt. Schaukelnde Menschen wurden schon auf Höhlenmalereien dargestellt. Eine mehr als dreitausend Jahre alte Terrakotta-Skulptur aus Kreta, stellt eine Frau auf einer Schaukel dar. Im 17. Jahrhundert wurde das Schaukeln zum Vergnügen des französischen Adels. Im 19. Jahrhundert wird, dank der industriellen Massenfertigung, Schaukeln für jedermann erschwinglich. Jeder der einen Baum besaß, konnte eine Schaukel aufhängen. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Spielplätze. Mit ihnen erobert das Schaukeln auch den öffentlichen Raum. Obwohl die Schaukeln im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt wurden, hat sich die Freude von Kindern und Erwachsenen am Schaukeln kaum verändert.

Schaukeln macht glücklich

Deutsche Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich durch eine Wiegebewegung bei Menschen mit schwersten Behinderungen die Haltung stabilisiert und der Muskeltonus sich normalisieren. Eine amerikanische Studie stellte sogar eine schmerzlindernde Wirkung des Schaukelns fest. Die günstigen Auswirkungen des Schaukelns auf das Gleichgewichtsorgan sind auch bekannt. Schaukeln erfordert körperlichen Einsatz, Muskelkoordination und ein Gefühl für die kinetische Energie, die Trägheit und die Schwerkraft. Kinder lernen schnell, dass sie den Schwung in Bewegung halten können, indem ihre Gliedmaßen und ihren Oberkörper im Einklang arbeiten: Beine nach vorne und Oberkörper aufrecht, Beine unter dem Sitz und Oberkörper nach hinten. Oder anders ausgedrückt, Schaukeln durch Heben und Senken des Schwerpunkts.

Schaukeln in der nächsten Dimension

Mehrere Personen auf einer großen Holzschaukel
Die Dorfschaukel ist in Estland nicht nur Sportgerät, sondern auch Teil des gesellschaftlichen Lebens (Bild: Olev Mihkelmaa).

Wer beim Schaukeln mehr als nur harmonisches hin und her Wiegen sucht, für den wurde die Überschlagsschaukel erfunden. Und wem ein Überschlag noch nicht genug ist, der sollte es mit Kiiking versuchen. Kiiking (estnische Wort für Schaukeln) wurde von Ado Kosk im Jahr 1993 erfunden. Von ihm stammte auch das erste Patent auf eine Schaukel mit verstellbaren Teleskoparmen.

Das dieser Sport gerade in Estland entwickelt wurde, hängt mit einer estnischen Tradition zusammen. Seit Jahrhunderten treffen sich die Esten beim Schaukeln. Auf sogenannten Dorfschaukeln wird gemeinsam gesungen, gefeiert oder einfach nur geschaukelt. Diese traditionellen Schaukeln sind aus massiven Holzstämmen gefertigt und bieten Platz für bis zu 10 Menschen.

Dann sind die Kräfte, die an dir zerren, aber auch am gewaltigsten

Andrus Aasamäe

Beim heutigen Kiiking werden Schaukeln mit einer Höhe von drei bis acht Meter benutzt. Ziel ist der Überschlag. Dazu werden die Sportler an Armen und Beinen an der Schaukel fixiert. Der ehemalige Kiiking-Weltmeister, Andrus Aasamäe, beschreibt den Schaukelvorgang so: „Wenn die Schaukel sich nach oben bewegt, streckst du dich. Wenn die Schaukel sich nach unten bewegt, gehst du in die Hocke. Wenn du dem Boden am nächsten bist, musst du möglichst tief in der Hocke sein und dich dann explosionsartig strecken, um den größten Schwung mitzunehmen. Dann sind die Kräfte, die an dir zerren, aber auch am gewaltigsten.“

Highlooop – die österreichische Variante

Wer den absoluten Schaukelkick bei uns sucht, findet diesen im beschaulichen Sankt Jakob im Walde, im steirischen Joglland. Josef und sein Sohn Alexander Friesenbichler haben sich ebenfalls mit dem Schaukelvirus infiziert. Da die in Österreich verfügbaren Schaukel die beiden nicht zufrieden stellte musste eine andere Lösung gefunden werden. Frei nach dem Motto „schneller, höher, weiter“, entwickelten sie die Schaukel und den Sport, unter dem neuen Namen „Highlooop“, weiter. Um den Sport auch zu den Menschen zu bringen, bauten sie mobile Versionen der Schaukel.

Ein Mann auf einer Überschlagsschaukel
Eine Highlooop-Schaukel beim Beachmasters Turnier auf der Wiener Donauinsel (Bild: Highlooop)

Kommt der Sportler nicht zur Schaukel, so kommt die Schaukel zum Sportler. Die Schaukel gibt es in zwei Varianten. Die kleine Schaukel ist von zwei bis vier Meter verstellbar. Die große Schaukel kann von vier bis 7,20 Meter eingestellt werden und ermöglicht damit eine Maximalhöhe von 14,4 Metern. Diese wurde bis heute noch von niemanden in Österreich erreicht. Der aktuelle Weltrekord wurde im August 2018 durch Sven Saarpere, aus Estland, aufgestellt und liegt bei 7,38 Meter. Ob es in Österreich auch Sportler mit dem Potential zum Weltmeister gibt, gilt es noch herauszufinden. Das Überschlagsschaukeln ist ein Spiel mit den Kräften. Zwischen Schwerelosigkeit am Scheitelpunkt und einer Belastung von bis zu fünf g am tiefsten Punkt der Bewegung. Highlooop bietet jedem, der den Adrenalinkick sucht, die richtigen Rahmenbedingungen dafür, egal ob Hobby- oder Profisportler.

Wer es selbst einmal ausprobieren will, schaut am besten auf der Homepage von Highlooop vorbei.