Richtig bewegen im Alter

Die Menschen werden älter. Der demografische Wandel stellt die meisten Gesellschaften der Welt vor große Herausforderungen. Aber es ermöglicht jeden Einzelnen auch enorme Chancen, „aktiv“ zu altern, lange leistungsfähig und damit selbstbestimmt zu sein. Ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensführung während der vorangegangenen Jahrzehnte eine wichtige Voraussetzung für ein Altern mit hoher (Lebens-)Qualität. Regelmäßiges Trainieren der körperlichen Leistungsfähigkeit erhält diese in ausreichendem Maße.

Von Univ.Prof. Dr. Hans Tilscher

2 Prozent Leistungsabbau pro Jahr

Heute ist bekannt, dass ohne entsprechende körperliche Aktivität ein Verlust der Leistungsfähigkeit von etwa zwei Prozent pro Jahr zu erwarten ist. Dieser Vorgang setzt etwa ab dem 45. Lebensjahr ein.

Was man heute in der Behandlung und Prophylaxe von Osteoporose schon längst umsetzt (rechtzeitiger Aufbau und Erhalt der Knochenmasse), wird beim Bewegungsapparat im Moment nur in eingeschränktem Maße beachtet. Allein das Wissen um diese Tatsachen sollte der Gesellschaft und dem Einzelnen Anlass genug sein, entsprechend tätig zu werden. Klingen 2 Prozent pro Jahr im ersten Augenblick nach einer nicht dramatischen Zahl, so bekommt diese Zahl im Verlauf der Jahre eine zunehmende Dimension. Ähnlich der Verzinsung von Kapital über einen sehr langen Zeitraum können dadurch bedeutend höhere Werte entstehen. Diese Veränderungen bzw. Verluste von Fähigkeiten führen dann nach etwa 25 Jahren an die Grenze zur körperlichen Behinderung. Das Ziel muss daher sein, diesen Entwicklungen aktiv zu begegnen.

Wer aufgehört hat zu lernen, ist alt. Er mag zwanzig oder achtzig sein.

Henry Ford

Bewegung für den Bewegungsapparat

Ein älteres Paar führt eine Wirbelsäulenübung durch
Der Wirbelsäulestrecker (Bild © SOS Körper)

Der Bewegungsapparat benötigt als typisches Belastungsmuster die Bewegung. Nur durch Bewegung kann gegen dem schleichenden, vorzeitigen „Verfall“ der körperlichen Leistungsfähigkeit vorgebeugt werden. Moderne Medizin und Trainingslehre haben in den letzten Jahren ungeheure Fortschritte erfahren. Das Verständnis für und um die Funktion des Bewegungsapparates und der effiziente Einsatz von bestimmten Reizen ermöglichen heute ein optimales und damit effizientes Training.
Die richtigen Übungen ermöglichen die Korrekturen von Haltungs- und Bewegungsstörungen. Gymnastik wirkt auch schmerzlindernd, teilweise seelisch entspannend, aber auch aktivierend.

In Österreich verletzen sich pro Jahr mehr als 200.000 Menschen über 65 Jahre so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Durch gezielte Übungen und Trainingsprogramme kann man altersbedingte Beschwerden verhindern oder zumindest lindern. Bewegung – Turnen – Üben, das ist es, was der Bewegungsapparat während des ganzen Lebens braucht, auch im Alter.

Univ. Prof. Dr. Hans Tilscher,
Österreichische Ärztegesellschaft für Manuelle Medizin, 
www.manuellemedizin.org    
Gesundheitsaktion SOS Körper,
Rehaklinik Wien Baumgarten,
Reizenpfenninggasse1, 1140 Wien, 
www.soskoerper.at