Beim Skifahren hat jeder dasselbe Ziel
Behinderte Menschen sind heute gleichberechtigte Teilnehmer am alpinen Skisport. Vor siebzig Jahren suchten versehrte Kriegsheimkehrer nach Möglichkeiten ihren Sport wieder auszuüben. Heute gibt es viele technische und menschliche Hilfsmitteln, die Menschen mit Behinderung den Wintersport ermöglichen.
Ein Anfang nach dem Ende
Die Wurzeln des Behinderten-Skilaufs reichen mehr als siebzig Jahre zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es viele Kriegsheimkehrer, mit Amputationen. Viele von ihnen waren schon vor ihrer Verwundung gute Skifahrer und wollten, in der aufblühenden Freizeitgesellschaft nicht auf ihren Sport verzichten. Schnell entwickelte sich eine neue Art des Skilaufs, der Krückenskilauf. Dieser ermöglichte einseitig Beinamputierten, ohne großen technischen Aufwand, ihren Sport zu betreiben.

Mit der Unterstützung von Begleitskifahrern war es auch für die Kriegsblinden und stark Sehbehinderten wieder möglich, Ski zu fahren. Die Begeisterung für den Skisport, erfasste neben den Kriegsversehrten bald auch andere Menschen mit Behinderung. 1948 fand im Zuge der Österreichischen Ski-Meisterschaften in Bad Gastein ein Spezialtorlauf für Krückenskiläufer statt. In einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1948 steht dazu: „Alle Teilnehmer zeigten fast durchwegs geradezu akrobatisches Können und erreichten Leistungen, die selbst über die von unversehrten Durchschnittsrennläufern hinausgehen.“ Dieser Bewerb galt als die Geburtsstunde der Behindertenmeisterschaften.
Aufstieg zum Profisport
Der Skirennsport für Menschen mit Behinderung wird seit 1950 weltweit betrieben. 1960 wurden die ersten offiziellen Paralympischen Sommerspiele in Rom ausgetragen. Die ersten Paralympischen Winterspiele fanden erst 16 Jahre später in Örnsködsvik in Schweden im Jahr 1976 statt. Am 22. September 1989 wurde das Internationale Paralympische Komitee (IPC) in Düsseldorf gegründet. Das IPC organisiert nicht nur die Paralympischen Spiele, es ist auch für die Austragung diverser IPC-Weltmeisterschaften und einiger kontinentaler Wettkämpfe verantwortlich. Seit 1992 werden die Paralympischen Winterspiele am gleichen Ort wie die Olympischen Spiele ausgetragen. Die Paralympics finden jeweils im Anschluss an die Olympischen Sommer- oder Winterspiele statt.
Seit 1982 finden die alpinen Skimeisterschaften für Behinderte zwischen den Paralympischen Winterspielen statt.
Skifahren ist für alle möglich

Seit den Anfängen des Behindertenskilaufs im letzten Jahrhundert wurden die technischen Hilfsmittel für die Sportler deutlich ausgereifter. Heute ist alpiner Skisport unabhängig von Art und Schwergrad der Behinderung möglich. Es gibt Skikurse für alle Menschen, egal ob mit körperlicher oder mentaler Behinderung.
Welches technische Hilfsmittel, bzw. welche Skivariante geeignet ist, hängt von der Art des Handicaps ab. Als Varianten werden Monoski, Krückenskilauf, Bi-Ski und für Blinde das Skifahren mit Guide angeboten. Bei den alpinen Skibewerben gibt es Wertungen in den Kategorien blind, stehend und sitzend. Gefahren werden die Disziplinen Abfahrt, Super-G, Superkombination, Riesenslalom und Slalom. Damit kann trotz differenziertenr Behinderungsarten ein Wettkampf innerhalb einer Kategorie stattfinden und es können überschaubare und sportlich faire Ergebnisse erzielt werden.
Heute ist Skifahren, ob zum Vergnügen oder im Wettkampf, für Menschen mit Behinderung nahezu ohne Einschränkungen möglich. „Beim Skifahren hat jeder dasselbe Ziel – von oben nach unten zu fahren“, sagt Markus Salcher, einer der besten Behinderten-Skisportler Österreichs. Sein Ziel ist eine behindertengerechte Skistation in Österreich. Eine Initiative zur Erreichung dieses Ziels ist das Laureus Schneetiger Projekt. Dabei wird versucht, bei Schülerinnen und Schülern mit und ohne Unterstützungsbedarf, Behinderung oder Benachteiligung, eine nachhaltige Begeisterung für den Wintersport zu entwickeln. Dies geschieht mittels „Schneetagen“, um erste Erfahrungen im Schnee zu sammeln, und endet mit der Teilnahme an einer „Schneewoche“ in Hochfügen. Ganz nebenbei wird dabei auch ein positives gesellschaftliches Miteinander gefördert.
Barrierefreier Zugang zum Schnee als Bedingung
Die größte Herausforderung ist der barrierefreie Zugang zum Skisport. Dazu bedarf es behindertengerechter Liftanlagen mit entsprechend hilfsbereitem Personal. Wegen der hohen Anschaffungskosten des Skimaterials (ein Monoski kostet ca. 5000 Euro) sind Verleihmöglichkeiten notwendig. Auch entsprechend ausgebildete Skilehrer sind – vor allem für Anfänger – notwendig. Zu guter Letzt bedarf es auch noch einer für Menschen mit Behinderung gerechten Infrastruktur im Tal wie am Berg. Diese beginnt beim Behindertenparkplatz bei der Talstation bis hin zu barrierefreien Toiletten auf der Skihütte.