Mentale Fokussierung und Sport
Sport fördert eine positive Lebensgrundstimmung. Durch mentales Training ist im Spitzensport, aber auch im Hobbybereich, eine Leistungssteigerung möglich. Yoga ist dabei ein gutes Instrument um innere und auch äußere Stärke zu erlangen.
Von Wolfgang Taus
Bewegung ist Leben
In diesen oft sehr herausfordernden und von Unsicherheit und Angst geprägten Corona-Zeiten sollten wir bereit sein, all die Anspannung inmitten steigender Fallzahlen im alltäglichen Getriebe, möglichst nicht durch das Virus angesteckt zu werden oder andere anzustecken, loslassen. Sie werden jetzt vielleicht die Stirn runzeln, doch Angst und Depression sind keine guten Ratgeber für ein gesundes und möglichst fittes Leben. Deshalb sollten wir uns mehr zutrauen und „heraus aus der Komfortzone“ treten – natürlich mit den nötigen Hygiene- und Abstandsregeln – versteht sich.
Durch regelmäßige Bewegung und Sport verändert sich das Körperempfinden – etwa beim Wandern oder Laufen im Wald, beim Schwimmen, beim Krafttraining, beim Mountainbiken oder Bergsteigen. Der Körper profitiert vom Ausdauersport, der den gesamten Stoffwechsel fördert, woraufhin sich vermehrt neue Zellen, auch Gehirnzellen, bilden. Zusätzlich werden neue Blutgefäße im Gehirn aufgebaut. Auf diese Weise werden die Nervenzellen mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das wussten zum Beispiel schon die indischen Mönche vor 3000 Jahren, dass ein gesunder Körper das Meditieren erleichtert, denn körperliche Fitness und Meditation bedingen einander.
Mentale Techniken
Wenn Körper und Geist regelmäßig trainiert werden, kann sich eine starke Einheit entwickeln. Immer mehr Spitzensportler setzen gezielt mentale Techniken ein, um ihre sportlichen Leistungen voranzubringen. „Nur wenn ein Spitzenathlet „Vertrauen in seine Fähigkeiten“ hat, kann er seine persönlichen Ziele erreichen. Jeder Sportler, der sich entscheidet, mit Mentaltraining zu beginnen, startet einen inneren Prozess“, hält etwa der österreichische Mentalcoach Wolfgang Seidl fest. Das wissen insbesondere auch die Schirennläufer: Mit mentalem Training sind sie in der Lage, ihre Fähigkeiten voll zum Tragen zu bringen, etwa wenn sie im Starthaus stehen und nochmals die schwierigen Passagen des vor ihnen liegenden Laufes im Geiste durchgehen.
Bilder und Gefühle im Kopf
Jeder Gedanke löst elektrochemische Prozesse in unserem Gehirn aus, die letztlich die Leistung eines Menschen (vom Hobbysportler bis zum Spitzenathleten) positiv oder negativ beeinflussen. Nur wer seine Ziele definiert und damit auch für sich als wahr anerkennt, kann diese auch erreichen.
„Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“.
Laotse
Zudem ist ein gesunder Ausgleich zwischen Leistungs- und Erholungsphasen notwendig, um die Regeneration von Geist und Körper sicherzustellen.
Achtsamkeit auf Atmung und auch das „Gerichtet-Halten“ bei äußeren Schwierigkeiten und Hindernissen wie Krankheit oder Verletzung auf das positive, gesteckte und mit „Haut und Haaren“ visualisierte Ziel sind wichtige Bestandteile dieser körperlich-geistig-seelischen Fokussierung.
Yoga als Instrument
Schon die alten Yogis wussten von den Wegen, „den eigenen Kopf zu beruhigen“ – unabhängig davon, welche äußeren Umstände herrschten und welche Sorgen sie jeweils mit sich herumtrugen. Die bewusste Integration von Atem, Haltung und Bewegung erhöht das individuelle Wohlbefinden. Insbesondere die „Körperlichkeit von Yogaübungen kann helfen, immer wieder aufs Neue sich wieder besser zu spüren, sich zu kräftigen und seinen oftmals steifen und verspannten Körper zu beleben und zu dehnen“, hält etwa der deutsche Yoga-Lehrer Patrick Broome in seinem neuen Buch „Yoga für Dich“ fest. Denn Yoga ist ein „wirkungsvolles Instrument, um innere und letztlich auch äußere Stärke zu entwickeln“, meint er.
Trotz potentieller aber seltener Nachteile von zu viel Bewegung steht jedoch außer Zweifel, dass Bewegung in jedem Alter das Fundament einer gesunden Lebensführung bildet. Regelmäßige körperliche Aktivität (am besten Ausdauer- und Krafttraining in Kombination) hat vielschichtig positive Auswirkungen auf unseren Körper und Geist.
Speziell bei älteren Menschen, die regelmäßig Bewegung machen, ist das Risiko geringer, aufgrund verbesserter physischer Funktionen zu stürzen bzw. sich dabei stärker zu verletzen. Dazu kommt, dass moderates Ausdauertraining das kognitive Leistungsvermögen bei Senioren zu verbessern vermag. Kraft- und Ausdauersport in Maßen hat auch für die ältere Generation einen nicht zu unterschätzenden positiven Wert. Schon mit kleinen Schritten kann viel erreicht werden, betont etwa der deutsche Facharzt für Physiologie und Ernährungsmediziner, Cem Ekmekcioglu in seinem hochinteressanten Buch „Älter wirst Du sowieso“.
Sport fördert eine positive Lebensgrundstimmung
Eine positive Lebenseinstellung widerspiegelt sich in einer dementsprechenden mentalen Grundstimmung, die Sie durch den Tag begleitet. Ein morgendlicher Waldlauf sollte mit allen Sinnen wahrgenommen werden. Es handelt sich dabei um ein „Gewahrsein“, ein gewissermaßen „evolutionäres Rückerinnern“ auf die entspannende Wirkung des Waldes, wie es etwa die Kräuter- und Naturheilkundlerin Doris Kern in ihrem Buch „Aromatischer Wald“ hervorhebt. Laufen Sie nicht nur mit der Stoppuhr, um eine bestimmte Leistung abzurufen, sondern nehmen Sie die Natur im „Hier und Jetzt“ wahr. Lauschen Sie ihrem Atem. Hören Sie auf Ihr Herz. Fühlen Sie die Muskeln von Kopf bis Fuß durch. Anspannung weist auf Anstrengung hin. Die Bewegung sollte leicht und locker vonstatten gehen – hinein in einen „meditativen Zustand“. Über den Lauf, das Bergsteigen, Klettern etc. in eine Balance von Körper, Geist und Seele zu kommen – um das geht es. Dann lösen sich Energieblockaden, dann „rieselt der Kalk“ und Sorgen bleiben „draußen“. Sie sind damit nicht aus der Welt geschafft, nein, aber nach der sportlichen Betätigung fühlt sich die bislang vielleicht von „übermäßigen Sorgen und Ängsten verhangene Welt“ plötzlich viel „leichter“ an.
Wie gesagt, das hat mit Spitzensport nicht direkt etwas zu tun; die Fokussierung auf das zu erreichende Ziel ist natürlich eine andere. Der „sportliche Normalverbraucher“ sollte sich auf kleinere zu erreichende gesundheitlich-fördernde Ziele – spielerisch und ohne Krampf – fokussieren. Das Gewahrwerden der körperlich-geistig-seelischen Mitte erzeugt Stabilität und Stärke von innen heraus. Daraus entsteht Zuversicht, der Glaube an sich selbst und Selbstsicherheit. Regelmäßiges gezieltes sportliches Training kann all das hervorrufen, indem Sie „Ja zu sich selbst und Ihrem Leben“ sagen. Mentale Fokussierung und Sport sind wichtige Bausteine auf dem Weg zu einem „geglückten Leben“.