Mamba Mentality: über Fokus, Willenskraft und harte Arbeit

Letzte Woche traf die Sportwelt und vor allem die Basketball-Welt eine unglaubliche Nachricht: Einer der wohl besten Basketballspieler aller Zeiten starb bei einem tragischen Hubschrauber-Absturz. Mit ihm an Board seine Tochter und weitere 7 Menschen. Zu allererst möchte ich hier meine ehrliche Anteilnahme an die Hinterbliebenen und die Familien aller Todesopfer aussprechen.

Von Philipp Nägele

Im ersten Moment konnte ich es gar nicht glauben, dass dies wahr sein kann. Und dann hatte ich sofort einen Gedanken: wie unglaublich schade es ist, dass Kobe Bryant niemanden mehr beeinflussen wird. Warum mir genau dieser Gedanke kam? Ich möchte Euch zeigen, wieso.

Ich habe die gesamte Karriere von Kobe von seiner ersten Saison in der Profi-Liga NBA bis zu seinem Abgang verfolgt. Zu Beginn sagten alle, er sei den ganzen Hype nicht wert. Es stimmte: er machte viele Fehler zu Beginn. Dann konnte man die Handschrift des besten Basketballers der Welt lesen: die von Michael Jordan. Zumindest ist er – gemeinsam mit Kobe Bryant – mein Favorit für den besten Basketballer aller Zeit (ja, noch klar vor Lebron James!). Kobe imitierte viele Aspekte von Jordan. Es gab viele Vergleiche und man konnte ganz eindeutig die Parallelen sehen. Es gab auch Bilder von beiden, die identischer nicht sein konnten. Kobe wurde zum Star. Und erfolgreich. Und dann tat er etwas, was sogar im Profibereich nicht alle Athleten schaffen, er entwickelte sein Spiel weiter. Und zwar in sehr vielen Aspekten. Nicht nur technisch, sondern auch als Persönlichkeit und mit Aspekten eines Trainers. Er wollte jedes Detail im Basketball kennen. All sein Wissen mündete am Ende in der „Mamba Academy“, eine Basketballschule, die er erst 2019 eröffnete.

Es gibt genügend Geschichten von Kobe Bryant über seinen Willen, sein unglaubliches Trainingspensum und seine Detailverliebtheit. Darüber hinaus war er ein wahrer Profi: Hart zu seinen Mitspielern, noch härter mit seinen Gegnern, und weich als Familienmensch. Er challengte jeden Menschen um sich herum, egal ob Freund oder Feind. Sein Gedanke dabei: wenn er die Menschen um sich herum voranbringt, weiterbringt und dahin bringt, dass Sie das Beste aus sich herausholen, dann wird auch er dadurch besser.

Meine Lieblingsgeschichte über Kobe ist folgende: Ein Trainer der US-Nationalmannschaft wurde um 2:30 nachts (!) angerufen. Am Telefon: Kobe Bryant. Er fragte den Trainer, ob er nicht kurz Zeit hat um in die Halle zu kommen, um ihm bei einem kleinen Detail des Spiels zu helfen, denn er kommt nicht auf die Lösung. Natürlich fährt der Trainer in die Halle, hilft Kobe und geht wieder ins Bett. Als der Trainer um 7:00 Uhr wieder zum Training in der Halle steht, sieht er Kobe Bryant schon verschwitzt am „Arbeiten“.  Er sagt: „Wow Kobe, du bist schon wieder da und trainierst?“ Und was antwortet Kobe Bryant darauf? „Oh, ich war die ganze Nacht da.“ Diese Geschichte zeigte mir den Charakter eines Kobe Bryant: voller Fokus darauf, der Beste zu sein und sein Spiel zu perfektionieren, und gleichzeitig Willenskraft und harte Arbeit gepaart, um Stunden in der Basketballhalle zu stehen, zu trainieren und besser zu werden. JEDEN Tag!

Ein ähnliches Interview hatte auch Michael Phelps nach seinen 8 (!) Medaillen in Beijing 2008 gegeben: „In den letzten 10 Jahren gab es keinen Tag ohne Training.“ Wir können uns angesichts solcher Aussagen kaum ein Bild davon machen, was das bedeutet und wieviel Willenskraft für solch eine Leistung – und zwar nicht die 8 Medaillen, sondern der Trainingsaufwand – notwendig ist.

Kobe Bryant hätte noch so viel mehr für die Sportwelt tun können, für Athleten und deren Ambitionen. Dennoch bleibt, dass er mit seinem eigenen Beispiel voran gegangen ist und damit genügend Geschichten und Beispiele gegeben hat, was es ausmacht, ein Profisportler zu sein.

Vielen Dank für die Inspiration Kobe Bryant.

Philipp Nägele ist Mental Coach und Personal Trainer. Weiter Informationen gibt es auf der Homepage der Kaizen-Mindstyle-Academy.