Lauft so, dass ihr gewinnt
In einem großen Interview mit der La Gazzetta dello Sport, der wohl wichtigsten Sportzeitung Italiens, sprach Papst Franziskus Anfang Jänner über die Bedeutung des Sports für sein Leben, seine Kirche und sein Wirken.
„Für uns reichte ein Ball aus Lumpen, um Spaß zu haben und beim Spielen auf dem kleinen Platz in der Nähe unseres Hauses fast Wunder zu vollbringen“, erinnert sich Papst Franziskus an seine Kindheit in Argentinien. Er war nicht der beste Fußballspieler aber hart im Nehmen, deshalb stand er auch meist im Tor. Fußball war für ihn auch eine Schule fürs Leben, denn „der Torwart muss bereit sein, auf Gefahren zu reagieren, die von allen Seiten kommen können“, sagt Franziskus.
Als geistliches Oberhaupt von 1,3 Milliarden Katholiken weltweit, weiß er aber auch die Menschen zu schätzen, die hinter den Sportlern stehen. Über den Trainer sagt er, „im Moment des Sieges sieht man seinen Trainer kaum: Er steht nicht auf dem Podest, er trägt keine Medaille, die Kameras zeigen ihn nicht. Und doch entsteht ein Champion nicht ohne Trainer: Man braucht jemanden, der auf einen setzt, der Zeit investiert, der Möglichkeiten zu erahnen weiß, die man sich nicht einmal selbst vorstellen kann. Jemand, der ein bisschen ein Visionär ist.“
Sport und Religion haben viel gemein. Die Wurzeln des Sports liegen in der Antike, in der sportliche Wettkämpfe kultische Handlungen waren. Der Pontifex Maximus formuliert es deutlich: „Die Kirche hat schon immer ein großes Interesse am Sport gehabt. Man kann sagen, dass die christlichen Gemeinden im Sport eine der verständlichsten Grammatiken gefunden haben, um mit jungen Menschen zu sprechen. Durch den Sport wird ein junger Mensch dazu ermutigt, sein Bestes zu geben, sich Ziele zu setzen, durchzuhalten und im Team zu arbeiten. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, die Freude über einen Sieg und die Bitterkeit einer Niederlage zu teilen, zusammenzukommen und das Beste von sich zu geben“.
„Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt.“
1 Kor 9,24
Im ersten Brief der Korinther findet sich für Franziskus die sportliche Einladung, die Welt nicht nur aus dem Fenster zu betrachten, sondern sich zu engagieren. Zum Siegen gehört aber auch das Herz. „Ein geordnetes Herz ist ein glückliches Herz, in einem Zustand der Gnade, bereit für Herausforderungen. Ich denke, wenn wir jeden Sportler nach dem ultimativen Geheimnis seiner Siege fragen würden, würden uns nicht wenige sagen, dass er gewinnt, weil er glücklich ist. Glücklich sein ist also die Folge eines geordneten Herzens. Es ist ein Glück, das geteilt werden muss, denn wenn ich es für mich behalte, bleibt es ein Samen, aber wenn ich es teile, kann es zu einer Blume werden.“