Fußballakrobaten im Sand

Footvolley ist eine Trendsportart aus Brasilien, die Beachvolleyball und Fußball vereint. Die Regeln ähneln jenen des Beachvolleyballs. Bis auf die Hände und Arme dürfen alle Körperteile eingesetzt werden. In den letzten Jahren gewann die Sportart in Österreich und Europa immer mehr an Aufmerksamkeit.

Nachdem in den 1960er-Jahren das Fußballspielen an Brasiliens Stränden verboten wurde, wichen der ehemalige Fußballprofi Octávio de Morae und seine Freunde auf ein Beachvolleyball-Feld aus. Dort entstand die Idee des Sports – nämlich Volleyball zu spielen, nur ohne dabei die Hände zu verwenden. In den 1970er-Jahren verbreitete sich der Sport besonders in Brasilien aber auch in Portugal. Auch brasilianische Fußballstars wie Ronaldo und Ronaldinho übten in ihrer Freizeit die Sportart aus und sorgten dafür, dass der Beliebtheitsgrad der Trendsportart in die Höhe schnellte. Im Laufe der Jahre etablierte sich die Sportart auch in Europa und es wurden zahlreiche nationale Verbände und der Europäische Footvolley-Dachverband (EFVF) gegründet.

Mit der Ferse über das Netz

Ursprünglich standen noch fünf Spieler pro Mannschaft auf dem sechszehn mal acht Meter großen Sandfeld. Heutzutage treten Zweierteams gegeneinander an und auch die Höhe des Netzes wurde etwas verringert und beträgt jetzt 2,20 m. Mit dem Mikasa FT-5 steht für Footvolley ein eigener Ball zur Verfügung, der sich durch seine griffige Spezialbeschichtung und die guten Flugeigenschaften auszeichnet. Das Service erfolgt mit dem Fuß von einer maximal einen Meter hinter der Grundlinie entfernten kleinen Erhöhung. Ein Team darf pro Angriff maximal drei Ballkontakte (zumeist mittels Brust, Kopf oder Füßen) aufweisen und muss verhindern, dass der Ball in der eigenen Spielfeldhälfte auf den Boden fällt. Der Ball darf nicht zweimal hintereinander durch denselben Spieler berührt werden. Ein herausfordernder aber höchst effektiver Schlag im Footvolley ist der sogenannte „Shark Attack“. Ähnlich wie der „Smash“ beim Beachvolleyball wird ein hoher Ball ins gegnerische Feld nach unten geschlagen. In dieser Sportart ist jedoch auch Akrobatik gefragt, denn dieser Angriffsschlag wird kopfüber mit der Ferse ausgeführt. Die besten „Shark Attacks“ der Europameisterschaft 2019 sehen Sie hier. Eine Partie geht auf zwei gewonnene Sätze zu je 18 Punkten. Ähnlich wie beim Beachvolleyball ist bei Footvollley-Events dank eines vielseitigen Rahmenprogramms gute Stimmung vorprogrammiert.

Der “Shark Attack” in Ausführung. © Copyright Thomas Noack

Ein Brasilianer für Österreich

Footvolley ist in Österreich eine noch sehr junge, aber aufstrebende Sportart. Seit 2010 wird der Sport hierzulande vom Verein Footvolley Austria gefördert und organisiert. Der Hauptsitz liegt in Graz, wo 2018 bereits am Grazer Hauptplatz eine Footvolley-Europameisterschaft stattfand. Wien und Graz gehören auch zum Kalender der europaweiten Turnierserie der „European Footvolley League“, die jedoch dieses Jahr aufgrund des Coronavirus nicht über die Bühne gehen kann. In Österreich gibt es bislang jeweils einen Footvolley-Verein in Wien und in der Steiermark. Am 25. Mai 2020 fand unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen das 1. Mitgliedertraining von „Footvolley Steiermark“ nach der Corona-Pause statt. Seit 2014 werden Österreichs Athleten vom besonders in der Vergangenheit erfolgreichen Brasilianer Weliton „Coquinha“ unterstützt. In Brasilien betreibt er eine eigene Footvolley-Schule und sein Ziel ist es, den Sport auch in Europa zu verbreiten: „Der Sport soll in Zukunft wachsen und viele Menschen begeistern“, sagt der Brasilianer. Er hat unter anderem dazu beigetragen, dass Footvolley in Österreich zunehmend professioneller betrieben wird. „Heute wird in Österreich nicht mehr ausschließlich gespielt, sondern auch spezifisch trainiert“, so „Coquinha“.

Im finalen europaweiten Nationen-Ranking 2019 führt bei den Damen Norwegen die Wertung vor Deutschland und Italien an. Die österreichischen Athletinnen eroberten den 5. Platz. Bei den Herren dominierte Portugal gefolgt von Spanien und Italien. Österreich rangiert auf Platz sieben. In Luzern (Schweiz) – die letzte Station der „European Footvolley League 2019“ – kürte sich Norwegen (Damen) und Portugal (Herren) zum Europameister. International ist zumeist Brasilien, wo Footvolley sogar einen höheren Stellenwert als Beachvolleyball genießt, unantastbar. Die nationale Rangliste wird von der Familie Hofmann-Wellenhof dominiert. Jakob, Klemens, Benedikt und Nikolaus rangieren alle in den Top fünf und haben schon zahlreiche Erfolge eingefahren. Das Brüderduo Jakob und Klemens Hofmann-Wellenhof eroberte beispielsweise beim Heimturnier 2019 in Graz den 3. Platz. Auch ehemalige Profifußballer, wie die österreichischen Ex-Nationalspieler Andreas Lasnik und Johannes Ertl versuchen sich an dem Sport und nehmen an diversen Turnieren teil.

Footvolley Austria
Europameisterschaft 2019 Herren-Finale (Video)