Frauen im Sport

Die Geschichte des Frauensports ist geprägt von Verboten. Mit heute absurd anscheinenden Begründungen wurde Frauen der Sport verwehrt. Bei den letzten Olympischen Spielen in Tokio vor zwei Jahren, gelang es erstmalig zumindest eine zahlenmäßige, Gendergerechtigkeit herzustellen. Von einer Gleichberechtigung sind Frauen aber noch immer weit entfernt. Zahlreiche Initiativen bemühen sich um Abhilfe.

Noch im 19. Jahrhundert untermauerten Mediziner den Mythos des „schwachen Geschlechts“ mit falschen Annahmen, wie „dem leichten Bau des Skeletts“ oder „den nach unten geöffnetem weiblichem Körper“. Sport, der über das Maß eines Spaziergangs hinausging, galt als unsittlich. Körperliche Ertüchtigung diente fast ausschließlich der Steigerung der Wehrfähigkeit junger Männer. Erst mit dem Aufkommen des Sports als Freizeitbeschäftigung um 1900, wurde Sportmöglichkeiten für Frauen geschaffen.

Beispielsweise wurde im Jahr 1894 eine Damensektion im Wiener Amateur Schwimmclub gegründet. 1904 gründetet, ebenfalls in Wien, Therese Hantschel den Danubia Damenschwimmclub. Sie widmete ihr ganzes Leben dem Frauensport und ganz besonders dem Schwimmsport. Durch ihr unermüdliches Engagement wuchs die Danubia zum größten österreichischen Damensportverein heran. Neben dem Schwimmen wurden auch Leichtathletik, Handball und Wintersport in das Programm aufgenommen.

Neues Weiblichkeitsideal

Nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich Sport vom privaten Sonntagsvergnügen zur öffentlichen Angelegenheit. Es herrschte aber ein eklatanter Mangel an Sportstätten. Ein großes Problem stellte die Versorgung mit den benötigten Sportgeräten dar. Diese galten als Luxusgeräte und unterlagen einer strengen behördlichen Genehmigungspflicht. Fußball- oder Laufschuhe aus heimischer Produktion waren nahezu unerschwinglich. Der Wert des Sports für die Volksgesundheit trat immer mehr in den Vordergrund. Erstmalig galt dies für beide Geschlechter. Der Schulsport gewinnt an Gewicht. Die österreichische Lehrer-Sportvereinigung forderte, dass die durch Bewegungsmangel und schlechte Luft in den Schulen blass und unlustig gewordene Jugend für eine vernünftige Sportbetätigung auch entsprechende Schulausstattung brauche. Frauen bekommen nun einen immer höheren Stellenwert im Sport. Ein neues Weiblichkeitsideal entstand: athletischer Körper, kurze Haare und weite, bewegungsfreundliche Kleidung.

Die Teilnahme von Frauen am Sport nahm stetig zu. Die Teilnahme am Wettkampf- und Leistungssport sorgte aber weiter für Kontroversen. So wurde von Medizinern nun vor der Maskulinisierung des Frauenkörpers und einem damit einhergehenden Fruchtbarkeitsverlust gewarnt.

Frauen weiter im Vormarsch

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren ca. 10 Prozent der Vereinssportler weiblich. Im Jahr 2021 belegt eine Mikrozensusbefragung, dass die Frauenquote bereits bei knapp 40 Prozent liegt. Noch viel besser als die Zahl der Mitglieder sind Frauen bei der sportlichen Erfolgsbilanz. Die nach wie vor einzige Goldmedaille bei Olympischen Sommerspielen wurde von der Wienerin, Herma Bauma 1948 im Speerwurf errungen. Weitere Frauen folgten ihrem Vorbild. Eva Janko, Liese Sykoro-Prokop, Ilona Gusenbauer, Theresia Kiel und Steffi Graf konnten ebenfalls internationale Titeln in der Leichtathletik erreichen.

Gendergerechtigkeit und Geschlechtergrenzen

Die Olympischen Sommerspiele in Tokyo 2021 gingen als die ersten geschlechterneutralen Spiele in die Geschichte ein. Gut die Hälfte der Athleten war weiblich. Trotz dieses Erfolgs bleiben bis heute die Handlungsfelder von Frauen eher im Breitensport. Frauen, die eine professionelle Karriere anstreben, fühlen sich oft gegenüber ihren männlichen Kollegen benachteiligt. Dies spiegelt sich auch in der Höherbewertung des Männersports gegenüber dem Frauensport wider.

Empowerment

Frauen zweifeln oft an ihren eigenen sportlichen Fähigkeiten. Dem gilt es entgegenzuwirken. Zahlreiche kleinere und auch größere Initiativen haben sich zum Ziel gesetzt, Frauen zum starken Geschlecht zu machen. Die Vereine Exploristas und die OutdoorChicks, zielen mit frauenfokussiertem Sport und weiblichen Rolemodels auf ein neues Frauenbild im Sport ab. Auch das Internationale Olympische Komitee hat im Jahr 2000, mit dem „IOC women and sport awards“ eine Auszeichnung geschaffen, mit der Personen, die einen bemerkenswerten Beitrag zur Entwicklung, Förderung und Stärkung der Beteiligung von Frauen und Mädchen am Sport geleistet haben, ausgezeichnet werden.