Fitness im Büro
Fitness ist eine Voraussetzung, um den Erfordernissen des Lebens zu entsprechen, sich wohl zu fühlen und für alle auftretenden zusätzlichen Belastungen gewappnet zu sein. Ein Büroarbeitsplatz bietet viele Möglichkeiten sein Leben zu finanzieren und Freude an der Arbeit zu haben. Er birgt aber auch Gefahren, denen man durch gezielte Übungen, entgehen kann.
Von Univ.-Prof. Dr. Hans Tilscher
Das Sitzen entlastet unsere Beine, entlastet teilweise unser Gleichgewichtssystem und ermöglicht uns auch Tätigkeiten der Feinmotorik durchzuführen, wie das Schreiben, aber auch das Lesen. Interessantes Detail ergibt sich aus der Tatsache, dass ein Großteil der Menschheit mit einer eigenen Hochkultur auf dem Boden sitzt. Hier erfolgt bereits die erste erzwungene Änderung auf das Sitzen in Unterschenkelhöhe durch das Auto, das Flugzeug, die Transportmittel, aber auch durch die Büroarbeit, die nur oder fast nur in der westlichen Sitzposition (der Nahe Osten gehört dazu) durchgeführt wird.
Selbstverständlich bedarf es zur Arbeit im Büro entsprechender Bürositze, wie überhaupt Sitzmöbel in Abhängigkeit von ihrer Funktion, wie des Direktors, des Fernsehsitzes, des Sessels beim Essen unterschiedlich gestaltet sind.
Und sei das Sitzmöbel noch so optimal geformt – krankmachend ist es trotzdem – in Abhängigkeit von der Sitzzeit und durch selbst entwickelte Sitz- und Arbeitshaltung.
Richtiges Sitzen im Büro
Voraussetzung dafür ist ein höhenverstellbarer Drehstuhl mit stabiler Fünffachgliederung des Stuhlfußes und leicht laufenden sowie bremsbaren Rollen. Eine gefederte, aber gut gedämpfte Sitzfläche und in der Höhe sowie in der Neigung verstellbare Rückenlehne und Armlehnen sind außerdem erforderlich.
Der so konstruierte Sitz erlaubt ein sicheres und bequemes Aufstehen und Hinsetzen und je Ausnützung der ganzen gegebenen Arbeitsfläche. Außerdem dient er der Vermeidung einer Arbeitshaltung in Rotation und ermöglicht das Anlehnen und Entspannen beim Nachdenken, Reden, Hören und Telefonieren.
Das muss der richtige Bürostuhl können
– Sitztiefe bei vorderster Lehneneinstellung 420mm oder mehr
– Sitzbreite zwischen 400 und 480mm
– Sitzhöhenverstellung stufenlos von 420 bis 520mm
– Lendenbausch im Bereich von 170 bis 230mm stufenlos höhenverstellbar
– Rückenlehnenbreite zwischen 350 und 480mm
– Minimale Rückenlehnenhöhe 480m
– Neigungswinkel der Rückenlehne arretierba
– Höhe der Armauflagen der Armlehnen 230+/- 20mm über der Sitzfläche zur Vorderkante der Armauflage 100 bis 180mm
– Länge der Armauflagen mindestens 200mm
– Fußkreuzlänge maximal 365mm
– Kippsicherheitsmaß mindestens 195mm
Richtiges Sitzen bei der Büroarbeit
Fixierter Sitz und vordere Sitzposition müssen gewährleistet sein. Außerdem sollte einen unbewegliche Rückenstütze in Höhe des Beckenkammes und Abstützungen für die Ellbogen vorhanden sein. Die Füße des arbeitenden Menschen brauchen einen stabilen Widerstand (Fußbodenkontakt, Stufe, Schemel, etc.). Die Distanz zur Arbeitsfläche sollte kurz sein. Erhöhte Aufmerksamkeit erfordert auch die ergonomische Gestaltung von Sitzposition und Arbeitsplatz für Bildschirmarbeitsplätze.
Das Schauen
Mit dem Schauen beginnt bereits das orthopädische Problem. Schauen ist eine Funktion der Halswirbelsäule und das gespannte Schauen, wie auf einem Bildschirm bedeutet das Kinn nach vorne zu schieben, wodurch eine Rücknickbewegung in den Kopfgelenken und eine Vorneigehaltung im Halswirbelsäulen- und Brustwirbelsäulenübergang entsteht. Zur Ermöglichung der Feinarbeit bedarf es einer Fixation des Schultergürtels mit der Konsequenz der Verspannung des Kapuzenmuskels.
Eine nicht zu unterschätzende Schmerzursache, – die Seele. Menschen mit einer Tendenz zur Genauigkeit und Pflichterfüllung verspannen oft ihren psychischen Erfolgsmuskel, den M. trapezius. Nicht nur in Erwartung dessen, was der Computer so spielt, sondern auch unter dem Streß des Wissens, was außerhalb des Büros und vor und nach dem Büro zu geschehen hat, – vom Kinder abholen und bringen bis zum Schwiegermutterbesuch -, das alles macht sprungbereit, somit Streß mit allen Folgen der Störung des vegetativen Nervensystems und der Seele. Was dabei entstehen kann, nenne man es wie man will, die Menschen werden krank, unbemerkt von ihrer Umwelt.
Übungen
Es besteht kein Zweifel, dass das Sitzen, tagelang viele Stunden, bzw. Wochen, Monate, Jahre, eine große Belastung für den Bewegungsapparat darstellt, für die er nie gedacht war.
Durch die beim Sitzen auftretenden Verkürzungen z.B. von Hüftbeugern der großen Brustmuskulatur, von Nackenmuskeln, die Abschwächung der Bauchmuskeln, Gesäßmuskeln, Schulterblattmuskulatur, und der Halsmuskeln, sowie die in Fehlhaltung belasteten Bewegungssegmente der Wirbelsäule bedeuten Störung, vor welchen der Schmerz dringend warnt und dem man entsprechend folgen sollte. Vorgeschlagene Übungen sollen dem entgegenwirken, können aber auch Einfluss nehmen auf das Wohlbefinden, auf die Schmerzverarbeitung und was so wesentlich ist, auf die Konzentration.
Langes Sitzen ermüdet nicht nur, sondern schläfert die Aufmerksamkeit ein. Aufstehen, durchatmen, bewegen ist hier ein wichtiger Lösungsversuch.

Kondition
Das auch Büroarbeit Kondition verlangt, bemerkt man spätestens bei den letzten zwei Dienststunden. So gehört ein regelmäßig trainiertes Herzkreislaufsystem als Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit, die ja nicht nur jetzt vorhanden sein soll, sondern auch in den nächsten Jahren, besonders in den letzten Jahren der Arbeitstätigkeit.
Das Umfeld
Es sind nicht immer gute Nachrichten, die man im Rahmen einer Büroarbeit erfährt. Vieles ärgert, einiges verletzt sogar. Hier sollte die Größe eines Charakters gezeigt werden, indem man denkt: ich tue meine Arbeit, ich tue meine Arbeit optimal und was damit nicht unbedingt zu tun hat, gehört belächelt und nicht ernst genommen.
Univ. Prof. Dr. Hans Tilscher,
Österreichische Ärztegesellschaft für Manuelle Medizin,
www.manuellemedizin.org
Gesundheitsaktion SOS Körper,
Rehaklinik Wien Baumgarten,
Reizenpfenninggasse1, 1140 Wien,
www.soskoerper.at