Eisakrobaten auf zwei Rädern

Von 29. Februar bis 1. März fand in Berlin im Horst-Dohm-Eisstadion die Eisspeedway-Team-Weltmeisterschaft statt. Beim Eisspeedway fahren die Piloten mit ihren Motorrädern auf 300 bis 400 Meter langen Kunst- oder Natureisovalen. Besonders spektakulär sind die Schräglagen von bis zu 70 Grad, die aufgrund der messerscharfen „Spikes“ möglich sind. (Titelbild: GEPA pictures/ Hans Simonlehner)

Zumeist bieten sich Eisschnelllauf-Bahnen und Eishallen als geeignete Strecken an. In einem Lauf, auch „Heat“ genannt, duellieren sich bis zu vier Fahrer. Der Laufsieger erhält drei Punkte, der Zweitplatzierte zwei und der Dritte sammelt einen Zähler. In der Regel besteht ein Wettbewerb aus 20 oder 24 „Heats“ und es nehmen 16 Fahrer teil. Am Ende einer Veranstaltung kämpfen die Teilnehmer in den vier „Finalheats“ um WM-Punkte für die 1994 eingeführte Grand-Prix-Wertung. Das Starterfeld wird durch die bisher erzielten Punkte ermittelt – die vier erfolgreichsten Fahrer aus den Vorläufen fahren um den Sieg.

Russland dominiert

Insgesamt nahmen bei der Eisspeedway Team-Weltmeisterschaft sieben Nationen teil. In einem „Heat“ sind vier Fahrer aus jeweils zwei Ländern am Start. Im großen Finale trafen vor rund 3800 Zuschauern die beiden punktbesten Teams Schweden und Russland aufeinander. Schlussendlich setzte sich der Topfavorit aus Russland erwartungsgemäß durch und holte bereits zum 38. Mal Gold. Die Dominanz der Russen spiegelt sich auch beim aktuellen Eisspeedway-GP-Stand wider. Nach sechs von zehn Stationen führen fünf Russen die WM-Wertung an.

Nur „Blech“ für Österreich

Österreichs Mannschaft wurde von Harald Simon, dem besten „Nicht-Russen“ in der WM-Wertung, angeführt. Komplettiert wurde das Team durch den erfahrenen Eisspeedwayfahrer Franz Zorn und Ersatzfahrer Charly Ebner. Während Simon auf ganzer Linie überzeugte, holte Zorn am ersten Tag keinen einzigen Punkt und blieb damit hinter seinen Erwartungen zurück. In den letzten drei Läufen ersetzte ihn Ebner, der noch wichtige Punkte holte und damit die Medaillenchancen aufrechterhielt. Mit einem stark verbesserten Zorn am Sonntag, erreichte Österreich immerhin das „kleine Finale“ um Platz drei. Dort musste sich das Trio jedoch dem Gastgeber Deutschland schnell geschlagen geben. Nachdem Simon bereits in der ersten Kurve stürzte und als Sturzverursacher nicht mehr am „Re-Run“ teilnehmen durfte, trat Franz Zorn im geplanten Wiederholungslauf freiwillig nicht an. Schlussendlich muss sich Österreich mit dem 4. Platz begnügen und bleibt damit erstmals seit 2014 ohne Team-Medaille. „Man muss es nehmen, wie es ist. Aber es ist schade, weil mehr drin gewesen wäre“, sagte Simon. Hinter Österreich platzierten sich Kasachstan (5.), Tschechien (6.) und Finnland (7.).

Man muss es nehmen, wie es ist. Aber es ist schade, weil mehr drin gewesen wäre.

Harald Simon

Spezialreifen notwendig

Damit die Fahrer mit ihren Maschinen Schräglagen von bis zu 70 Grad und damit die größten im Motorsport hinlegen können, werden die Reifen mit 28 Millimeter langen „Spikes“ ausgestattet. Insgesamt befestigt jeder Pilot individuell bis zu 300 Stahlnägel an seinen Reifen. Zur Sicherheit der anderen Fahrer sind die messerscharfen „Spikes“ mit einem Rohrkäfig bedeckt. Bremsen gibt es bei den „Bikes“ keine, das wäre auf der rutschigen Fahrbahn zu gefährlich.

Motorradreifen mit langen Nägeln
Die “Spikes” bieten auf der rutschigen Eisstrecke Halt. GEPA pictures/ Sebastian Krauss

Eisspeedway ist nicht mit dem klassischen Speedway zu verwechseln. In dieser Sportart fahren die Piloten auf einer ovalen Kalksandstein-Strecke. Im Gegensatz zum Eisspeedway wird in den Kurven gedriftet. Grundsätzlich spezialisieren sich die Fahrer nur auf eine der beiden Disziplinen.  

Bevor am 22./23.03. die Eisspeedway-Europameisterschaft in Tomaszów Mazowiecki (Polen) stattfindet, wird der Eisspeedway-GP am 14. März in Inzell (Deutschland) fortgesetzt.