„Die Wirbelsäule der Frau“

Frauen sind häufig von Schmerzen im Bereich der oberen Wirbelsäule betroffen. 85% dieser Beschwerden sind unspezifisch, können also nicht mit Röntgen- oder Laboruntersuchungen festgestellt werden. Die Ursache liegt auch in der besonderen Verantwortlichkeit der Frau in unserer Gesellschaft. Abhilfe verschaffen reflextherapeutischen Behandlungsformen, wie die Manuelle Medizin, die Akupunktur und die therapeutische Lokalanästhesie.

Von Univ.Prof. Dr. Hans Tilscher

Die Problematik

der Wirbelsäule der Frau zeigt im Wesentlichen drei große Aspekte

  1. Wirbelsäulenbeschwerden sind die häufigste Schmerzursache des Menschen und stellen durch ihre dominierende Position als Ursache von Krankenstandstagen und als Ursache für das frühzeitige Ausscheiden aus dem Arbeitsleben nicht nur ein Problem für die einzelnen, sondern auch für die Öffentlichkeit dar.
    Speziell Beschwerden, die vom oberen Teil der Wirbelsäule ausgehen (Hinter-Nacken-Schulter-Arm-Beschwerden), sind Krankheitsbilder, die vorwiegend die Frauen betreffen und die deutlich im Zunehmen sind.
    Der Anteil der erkrankten Frauen führt auch bei Beschwerden durch Störungen der Lenden-Becken-Hüftregion in Form von Rücken- und Kreuzschmerzen.
    Weitgehend generalisierte Beschwerden, die chronisch-rezidivierend die gesamte Wirbelsäule befallen, müssen geradezu als frauenspezifisch angesehen werden.
  2. Von den „tiefen Rücken- bzw. Kreuzbeschwerden“ sind 85% unspezifisch, d.h. durch Röntgen- und Laboruntersuchungen nicht erkennbar, gleich den Nacken-Schulter-Arm-Probleme sowie den generalisierten Schmerzbildern, die nur durch die Anamnese bzw. durch die klinische Untersuchung diagnostisch einordenbar sind. Vorausgesetzt werden muss dazu das Wissen um die entsprechenden klinischen Untersuchungen und deren therapeutische Konsequenzen, welches in der universitären Ausbildung, besonders aber in der Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin sowie zu Fachärzten, die sich mit dem Bewegungsapparat beschäftigen, zu wenig berücksichtigt wird.
  3. Die Häufigkeit oben genannter Beschwerden hat verschiedenste Ursachen, die häufig in Kombination untereinander auf die Frauen krankmachend einwirken. Neben frauenspezifischen Eigenschaften hinsichtlich der oft hormonell bedingten Schmerzempfindlichkeit sind es teils funktionell-anatomische Gründe, teils Ursachen, die mit der Stellung der Frau und ihrer besonderen Verantwortlichkeit in der Gesellschaft in verschiedenster Hinsicht zu stressbedingten schmerzhaften muskulären Verspannungen führen, krankmachende Fehlhaltungen aufbauen, segmentale Funktionsstörungen fördern (Überbeweglichkeit) und durch die Chronifizierungstendenz auch eine Erniedrigung der Schmerzschwelle entstehen lassen. Dadurch entsteht oft ein buntes, variierendes Beschwerdebild, das häufig für die Umgebung der Frau, aber auch oft für den behandelnden Arzt schwer faßbar ist.
    Die dadurch häufige erfolgende Abschiebung des Beschwerdebildes in die Abnützung ist ebenso wenig zielführend, wie die Begründung der Beschwerden als nur psychisch bedingt, wobei die Seele bei der Frau sicherlich eine große Rolle spielt.

Lösungsvorschläge

–  Es gilt vor allem diese so häufige Problematik zu aktualisieren, sie erklärbar und verständlich zu machen.

– Es gilt den klinischen Untersuchungstechniken einschließlich der Krankengeschichte mehr Augenmerk zu schenken, wobei die manuelle Untersuchung (wer angreift, begreift) einen Zentralpunkt einnehmen sollte.

Aus der solcherart erfolgten Diagnostik ergeben sich zwangsläufig entsprechende therapeutische Maßnahmen, bei welchen die medikamentösen nur ein Teil sein können.

Gedacht sei dabei an die sogenannten reflextherapeutischen Behandlungsformen, wie die Manuelle Medizin, die Akupunktur, die therapeutische Lokalanästhesie.

Von besonderer Wichtigkeit ist die Prävention bzw. die Rehabilitation dieser Beschwerden:

Rechzeitig sollten die Frauen auf die Gefahren des Alltags, die ihre Wirbelsäulenbeschwerden verursachen, aufmerksam gemacht werden, nämlich an die:

  • statische Fehlbelastungen
  • dynamische Fehlbelastungen
  • psychische Fehlbelastungen

„Gesundheit ist der Ausdruck von höchster Ordnung, zur Erhaltung von Ordnung bedarf es eines steten Aufwandes an Energie und Hoffnung“.

Univ. Prof. Dr. Hans Tilscher,
Österreichische Ärztegesellschaft für Manuelle Medizin, 
www.manuellemedizin.org    
Gesundheitsaktion SOS Körper,
Rehaklinik Wien Baumgarten,
Reizenpfenninggasse1, 1140 Wien, 
www.soskoerper.at