Die Talenteschmiede des Motorsports

“Karting ist die purste Form des Motorsports,” sagte einst die bei einem Unfall verunglückte Formel-1-Ikone Ayrton Senna. Die Karriere eines Rennfahrers beginnt zumeist im Kartsport. Nur die Besten können sich gegen die immens große Konkurrenz durchsetzen und schaffen den Sprung in die Weltspitze.

Die Rotax Max Challenge zählt zu den beliebtesten und größten Kart-Rennserien der Welt und wird in über 50 Ländern nach identischem Reglement ausgetragen. Startberechtigt sind Fahrer mit einer nationalen Kartsport-Lizenz. Hierzulande muss diese bei der Austrian Motorsport Federation (AMF) beantragt werden. Da die Rotax Max Challenge Austria mit der FIA Central European Zone kooperiert, duellieren sich österreichische Talente mit Fahrern aus Europa. Gefahren wird in verschiedenen Altersklassen, für die unterschiedlich starke Motoren vorgesehen sind. Die Gesamtsieger einiger Klassen qualifizieren sich für das Weltfinale und treffen dort auf die stärksten Fahrer der Welt. Im vergangenen Jahr holte mit Roberto Pesevski im Bewerb „DD2 Masters“ (mit 25 kW die stärkste Motorklasse) in Italien erstmals ein Österreicher den Weltmeistertitel bei den „Grand Finals“. Die diesjährige Finalveranstaltung wurde auf Jänner 2021 verschoben und findet in Portimao (Portugal) statt. Die heurige Saison der Rotax Max Challenge Austria endete etwas früher als geplant, dennoch konnten fünf Meisterschaftsläufe, unter anderem in Rechnitz und Bruck, absolviert werden. Da das Niveau in der Meisterschaftsserie ständig steigt, bietet der Clubsport Austria, bestehend aus den Vereinen KartSportClub Austria, MCC456 und Styriakarting Motorsportclub eine eigene, unkomplizierte und kostengünstige Rennserie an. Dort können Hobbyfahrer ihre ersten Rennerfahrungen sammeln und müssen nicht gleich gegen die Kart-Elite antreten.

Nachwuchsförderung in Österreich

Die Speedworld Academy in Bruck soll jungen Talenten dazu verhelfen, sich eines Tages im Motorsport zu etablieren. “In den oberen Rennsportklassen gibt es immer weniger Rennfahrer aus Österreich. Wir wollen etwas für den Nachwuchs tun, deshalb haben wir 2008 die Speedworld Academy gegründet“, sagt Mitgründer Michael Fiedler, der sich einst mit dem ehemaligen Formel 1-Fahrer Alexander Wurz im Kartfahren duellierte. Dessen Söhne Oscar und Charlie Wurz schafften nach starken Leistungen in der Rotax Max Challenge den nächsten Schritt. Mittlerweile fahren die Youngsters, die eines Tages in die großen Fußstapfen ihres Vaters treten wollen, für das italienische Topteam Exprit und nehmen an zahlreichen hochkarätigen internationalen Turnieren teil. Für die Nachwuchsförderung in Österreich ist auch Easykart Austria zuständig. Dort haben Fahrer von klein auf die Möglichkeit, sich auf internationalen Rennstrecken in Italien, Deutschland und Österreich mit Gleichaltrigen zu messen. Eine weitere Möglichkeit in Österreich an Rennen teilzunehmen, ist die Kart Division, die die Austrian Out- und Indoor Masters veranstaltet. Am 24.10.2020 geht in Graz beim Stryriakarting Motorsportclub der nächste Wettbewerb über die Bühne. Eine Woche davor ist am selben Ort das 3. Rennen der Steirischen Kartmeisterschaft geplant.

In den oberen Rennsportklassen gibt es immer weniger Rennfahrer aus Österreich. Wir wollen etwas für den Nachwuchs tun, deshalb haben wir 2008 die Speedworld Academy gegründet

Michael Fiedler

Formel 1-Hoffnung aus Linz

Auch Formel 1-Legenden, wie Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Ayrton Senna begannen ganz unten und mussten sich zunächst im Kartsport beweisen. Mit dem 9-jährigen Niklas Schaufler aus Linz mischt derzeit ein Österreicher die Kartwelt auf und darf sich durchaus Hoffnungen machen, seinen großen Traum – Formel 1-Fahrer zu werden – zu verwirklichen. Der junge Flitzer kürte sich bereits zum Weltmeister und dreimal zum deutsch-italienischen Meister. Sein großes Talent bewies er zuletzt Ende September 2020 beim Ala Night Race in Südtirol im Rahmen der Dai Trophy, die Rennen in Italien, Deutschland und Österreich veranstaltet. Dort überquerte Schaufler mit zwölf Sekunden Vorsprung als 1. die Ziellinie. Der Vater des kleinen Flitzers Daniel Schaufler unterstützt seinen Sohn trotz der finanziellen Herausforderung in ganzer Linie: „Wir sind im untersten Drittel von den Kosten her und selbst wir verbrauchen im Jahr 70.000 Euro“.

Lewis Hamilton in seinem Formel 1 Rennwagen
Auch Lewis Hamilton begann seine Karriere im Kartsport. Mittlerweile ist er sechsfacher Formel 1-Weltmeister. Copyright: Morio/Wikimedia

Weltrekord im 24-Stunden-Indoor-Kartfahren

Im Juli 2020 schaffte es der gebürtige Korneuburger Alexander Hübner in das Guinnes Buch der Rekorde. Auf der Bahn der Daytona Kartsporthalle in Langenzersdorf brach der 24-Jährige den bisherigen Weltrekord von 733 km im 24-Stunden-Indoor-Kartfahren. Insgesamt legte Hübner, der zwischenzeitlich aus Müdigkeit kurz vor dem Aufgeben stand, 797,544 km zurück. Die körperliche Belastung beim Kartfahren ist nicht zu unterschätzen. Insbesondere der Oberkörper und die Unterarm-Muskulatur wird extrem beansprucht. Außerdem ist der Sport auch psychisch herausfordernd und erfordert pausenlose Konzentration.

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