Die Stadt der stärksten Männer
Karl Swoboda war einst der stärkste Mann der Welt. Als Wiener Gastwirt und Gewichtheber erlangte er Ruhm und große Popularität.
Karl Swoboda kam am 20. Juli 1882, als Sohn einer Wiener Gastwirtfamilie, zur Welt. Er war ein Kind wie jedes andere, ohne besondere Kennzeichen, die vielleicht auf seine späteren Erfolge hingewiesen hätten. Mit 16 Jahren fing er mit dem Gewichtheben an, fand aber anfangs keinen besonderen Gefallen an dem Sport. Erst als er zum Militär einrückte wurde er stark. Er ging in die Breite und galt bald als der stärkste Mann seines Regiments.

Zeitgenössischen Schilderungen zufolge verdankte Swoboda seine ersten sportliche Erfolge, einer List seiner Vereinskollegen. Sie schoben ihm beim Training immer wieder Gewichte unter. So glaubte er 120 kg zu stemmen, obwohl es in Wirklichkeit 130 kg waren.
Zwischen Varieté und Sport
1908 eröffnete er in Ottakring ein Wirtshaus. Dieses diente ihm auch als Trainings- und Wettkampfstätte. Gewichtheben war zur damaligen Zeit noch eine Mischung aus Sport und Varieté. Im folgenden Jahr gelingt es ihm den bestehenden Weltrekord im Stemmen zu brechen. Seine Karriere erreicht im Jahr 1911 ihren Zenit. Anfang Mai des Jahres stößt er, als erster Mensch, mehr als 400 Pound (181,44 kg) im beidarmigen Stoßen zur Hochstrecke. Im November folgt sein größter Erfolg. Er stößt 185,6 kg. Ein Zeitungskommentar aus dem Jahr 1911 beschreibt die Szene folgendermaßen: „Mit bewunderungswürdiger Ruhe schreitet Swoboda zur Scheibenstange, greift fast energisch zu, bringt die Riesenlast in fünf Tempi zur Brust und im nächsten Moment ist die Stange zur Hochstrecke gebracht.“ Dieser Rekord wird erst im Jahr 1954 gebrochen. Es folgen noch zahlreiche weitere Titel. 1920 trat er zum letzten Mal bei einer Weltmeisterschaft an, musste aber aufgeben. Trotz zweier leichter Schlaganfälle gelang ihm in diesem Jahr noch ein letzter Weltrekord. 1921 beendete er seine sportliche Laufbahn. Am 19. April 1933 stirbt Karl Swoboda, gezeichnet durch weitere Schlaganfälle, im Krankenhaus am Steinhof. Er war bis zu seinem Tod sehr beliebt. 25000 Trauergäste erwiesen ihm die letzte Ehre. Zu seinem Tod schrieb die Illustrierte Kronen Zeitung: „Karl Swoboda war einer der populärsten Männer des Wiener Sports, einer jener Männer, die den Ruf Wiens als ‚die Stadt der starken Männer‘ mitbegründen halfen.“