BODYBUILDING – Zwischen Gesundheit und Fitnesswahn

Regelmäßiges Muskeltraining ist ein wahrer Jungbrunnen. Der Drang zum „Schön-Aussehen“ hat aber auch Schattenseiten. Vom Bodybuilding mit Maß, mit der richtigen Dosierung und der notwendigen Disziplin, profitieren Jung und Alt.

Von Wolfgang Taus

„Das Schönste im Leben ist Eisen heben!“  – Mit diesem abgedroschenen Spruch im Ohr hat mich mein jüngerer Bruder (er war damals Siebzehn) zum Krafttraining gebracht. Zu jener Zeit hatte ich nicht sehr viel für Bodybuilding übrig, studierte gerade an der Universität und spielte lieber Fußball bzw. ging Joggen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich war im Gymnasium aufgrund meiner stattlichen 196cm ein begehrter Basketballer – auch in der Schulmannschaft. Als junger Bursch war mir Sport natürlich wichtig, aber von wirklichem „Dehnen“ hatte ich damals noch wenig Ahnung oder wollte es noch nicht wissen. Das sollte sich bald ändern.

Mein Bruder fragte mich also damals: “Was ist, gehst Du mit ins Trainingsstudio? Ich finde es cool.“ Ich entgegnete barsch: „Die haben doch das Hirn im Bizeps!“ Am Ende ließ ich mich von ihm doch umstimmen und ging mit. Das war im Frühsommer 1989. Heute sind mehr als dreißig Jahre vergangen und ich kann aus eigener langer Trainingserfahrung bestätigen: Beides ist für ein ausgewogenes körperlich-mentales-seelisches Wohlgefühl wichtig: Gehirn- und Muskeltraining bilden eine Symbiose: „Mens sana in corpore sano“ – „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“.

Das trifft ganz besonders auf ein gezieltes Muskelaufbautraining zu – um fit und elastisch zu bleiben, möglichst bis ins hohe Alter. Die Muskeln sind das größte Stoffwechselorgan des Menschen. Bei Männern stellt das Muskelkleid durchschnittlich 40 Prozent der gesamten Körpermasse dar; bei den Frauen liegt der Anteil bei ca. 30 Prozent. „Die zwischen Kopf und Zehen verteilten weit über 600 kleinen „Kraftwerke“ kontrollieren nicht nur jede kleinste Bewegung, sie tragen ebenso zur Verdauung und zum Hormonstoffwechsel bei. Nebenbei sind sie auch für den Temperaturhaushalt unseres Körpers hauptverantwortlich und haben beeindruckende Heilkräfte“, hält etwa das Magazin „MEDIZIN populär“ in seiner Ausgabe 2/2013 fest.

Nicht zuletzt aus eigener Erfahrung sind sowohl die Licht- und Schattenseiten in diesem Bereich erwähnenswert.

Licht und Schatten

Die Kernbotschaft des Beitrages jenseits all der zumeist verbotenen und Körper und Geist zerstörenden „Anabolika-Welten“ lautet (wie in allen anderen Sportdisziplinen auch) eine gesunde Mischung zwischen Muskelaufbautraining und Ausdauertraining in Verbindung mit intensiven Dehnungsübungen als Basis für die Elastizität des Körpers im gesamten Alltagsleben. Radfahren, Laufen oder Schwimmen im Freien und regelmäßiges Muskeltraining erhöhen die eigene Körperspannung und natürlich die eigene Fitness. All die oft stressbedingten Zivilisationskrankheiten (etwa des Herz-/Kreislaufsystems) können damit hintangehalten werden.

Krankheiten befallen uns nicht aus heiterem Himmel, sondern entwickeln sich aus täglichen Sünden wider die Natur. Wenn sich diese gehäuft haben, brechen sie unversehens hervor.“

Hippokrates

Es ist heute schulmedizinisch mittlerweile weitgehend erwiesen, dass regelmäßiges Muskeltraining für Jung und Alt ein wahrer „Jungbrunnen“ sein kann. „Bodybuilding mit Maß“ also kann wahre Wunder bewirken: körperlich, geistig, mental.

Allerdings kennen wir auch die Schattenseiten des Drangs vor allem der Jungen „Schön-Aussehen“ zu müssen in einer Leistungsgesellschaft, die unter anderem den Körper- und Freizeitkult gerade in den Fitness- und Bodybuildingstudios an die Spitze treibt. Unzählige mehr oder weniger legale Mittel werden auch im Breitensportbereich dann eingenommen, um „mithalten“ und um in kurzer Zeit möglichst „maximale Muskulatur“ aufbauen zu können. Neben den doch beträchtlichen Kosten für eine solche „Kur“ sind dann die zumeist körperlichen Langzeitschäden der Sportler nicht zu verkennen. Dazu kommen bei den Freizeit-Athleten infolge allzu einseitiger Muskelbelastung Verspannungen, wobei so manche zuvor auf das Dehnen wichtiger Körperpartien einfach aus „Bequemlichkeit“ oder auch aus Unwissen verzichtet haben. Die Schmerzen werden schrittweise durch diese laufenden „Unterlassungssünden“ immer gravierender. In der Folge werden Ärzte, Physiotherapeuten und Masseure aufgesucht, die die Patienten am Ende auf die Wichtigkeit regelmäßiger Dehnungsübungen hinweisen. Dabei sei erwähnt, dass alle medizinischen Maßnahmen nur dann wirklich greifen, wenn jeder Betroffene selbst die Ratschläge der Experten befolgt und selbst aktiv wird. Dabei gilt: „Eine Reise mit tausend Meilen beginnt mit einem kleinen Schritt.“ (Laozi)

Schließlich gibt es Jene, die vom Arzt unter anderem wegen „akuter Nicht-Bewegung“ insbesondere wegen Rückenbeschwerden den Gang in ein Fitnessstudio angeraten bekommen, aber in sich „Sport ist Mord“ verinnerlicht haben. Dabei gibt es nicht Wenige, die glauben, „wenn ich die Schwelle ins Bodybuildingstudio überschreite, bekomme ich schon Muskeln…Ich will nicht so aussehen wie der Schwarzenegger!“ – Dabei geht es in Wahrheit nicht um „Muskelberge“ (die ohne krankmachende Hilfsmittelchen sowieso nicht möglich sind), sondern um die Erzielung einer möglichst athletisch-fitten Figur in gesunder Balance zwischen Körper-Geist-Seele! Je nach körperlicher Verfassung sollte aber vorher ein Arzt zu Rate gezogen werden, wenn Ungeübte zur Tat schreiten wollen.  

„Bodybuilding mit Maß“

Schon nach kurzer Zeit sind bei regelmäßigem und gezieltem Muskel- und Ausdauertraining möglichst im Freien – unter anfänglicher Anleitung von Fitnesstrainern – positive Effekte spürbar. Es entstehen auf unterschiedlich rasche Weise Anpassungen des Körpers, die das Nervensystem, die Skelettmuskulatur und ebenso das Binde- und Stützgewebe, sowie die Atmung, das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel günstig stimulieren. Von solchen Trainingseinheiten in Kombination mit „verinnerlichtem Dehnen“ profitieren Jung und Alt.

Neben der Regelmäßigkeit des ausgeübten Sports kommt es natürlich auch auf die richtige Dosierung des Trainings an. Hören Sie in sich hinein. Ihr Körper wird Ihnen die richtigen Antworten in Bezug auf ihre jeweiligen Belastungsgrenzen geben! Schon ein regelmäßiges moderates Krafttraining kann zu den erwünschten Effekten führen.

Durch gezielte Dehnung und langsam, schrittweise verstärktes, gezieltes Krafttraining durfte ich selbst am eigenen Leib erkennen und spüren, wie ein massiver Bandscheibenvorfall im Lendenbereich wieder in den Griff zu bekommen ist. Das war kein leichtes und vor allem nicht schmerzloses Unterfangen, wie jeder weiß, dem dies schon einmal widerfahren ist. Dazu gehört ein gerüttelt Maß an Disziplin, um trotz so mancher zwischenzeitlicher „Rückschläge“ und „emotionaler Tiefs“ weiterzumachen – bis Besserung eintritt.

Damit ist natürlich der „Defekt“ im Rückenbereich nicht „weggeblasen“, aber durch das Gesamtpaket von Kraft-/Ausdauertraining auf Basis effektiver Dehnungseinheiten bin ich heute elastischer denn je. Hier kann ich nur von mir ausgehen. Allgemeine Heilsversprechen sind an dieser Stelle trotz allem unseriös. Medizinische Begleitung und die Befolgung medizinischer Richtlinien sind wie immer wichtig.

Doch am Ende kommt es immer auf Sie an, wie engagiert Sie an die Sache herangehen und fokussiert bleiben.

Der Philosoph Seneca sagte einmal: „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind ein günstiger.“ Bevor Sie also anfangen, sollten Sie sich klare Wegmarken setzen, die Sie auch erreichen können. Der Weg ist das Ziel und nicht die momentane unbedingte Höchstleistung.  – Aber es nützt nichts, wenn ich Ihnen das alles schriftlich näherbringen möchte. Probieren Sie es aus…