Atemtraining im Sport nach einer SARS2 Covid19 Infektion
Haben Sie eine Covid 19 Infektion mitgemacht und diese gut oder mit geringen Symptomen in weniger als 6 Wochen überstanden? Dann zählen sie zu den Glücklichen!
Von Robert Kriz und Florian Pichler
Leider muss es jetzt noch nicht sein, dass der Ernst der Lage schon vorbei ist. (Dies gilt übrigens auch für nahezu alle viralen Infekte mit einem multisystemischen Charakter.)
Komplikationen der Lunge, des Herzens und Einschränkungen im Antrieb und der Leistungsfähigkeit sind leider häufiger, als wir erwartet haben und sie uns lieb sind.
Als erstes muss nach Abklingen der Symptome und vor der Wiederaufnahme des sportlichen Trainings der Zustand der Lunge und des Herzens vom sportmedizinisch geschulten Facharzt abgeklärt werden.
Strukturelle Lungenschäden sind bei der aktuell dominanten Variante und mit bestehendem Impfschutz zwar nicht häufig, aber möglich.
Gleiches gilt für Herzmuskelentzündungen und Herzbeutelergüsse.
Sind diese Nebenerkrankungen aus ärztlicher Sicht ausgeschlossen, kann das Training im Idealfall mit therapeutischer Führung wieder aufgenommen werden. Dies vor dem Hintergrund, dass zwar keine Strukturschäden mehr anwesend sind, aber sehr wohl unangenehme Symptome: Häufig sind hoher Ruhepuls, verminderte Pulsobergrenzen, erzwungener Belastungsabbruch bei ungewöhnlich geringen Pulswerten, Atemnot, erhöhte Atemfrequenz und Leistungseinbruch.
Reparatur- bzw. immunologische Prozesse, aber auch durch Ruhe bzw. Schonung bedingter Leistungseinbruch, sowie funktionelle Einschränkungen können dahinterstecken.
Unter Berücksichtigung dieser Umstände und der allgemein anerkannten normalen sechs Wochen Heilungsdauer des Sars Covid Infektes sollte ein adäquates Trainingsaufbauprogramm nach individuellen Voraussetzungen = Pacing erstellt werden.
Pacing der Trainingsbelastung, passend zu den tagesaktuellen körperlichen, psychischen und emotionalen Grenzen ist enorm wichtig um die gefürchtete postextensionelle Malaise (PEM) zu vermeiden. Es kommt dabei bei Überforderung des Systems nachträglich zu Pulsanstiegen und Erschöpfungszuständen, die mehrere Tage andauern oder sogar in ein Long Covid Syndrom führen können.
Eine besondere Rolle kommt aus unserer Sicht dem Verhindern bzw. Auflösen von dysfunktionaler Atmung zu. Diese ist bereits in der Gesamtbevölkerung mit ca. 10 % weit verbreitet und noch höher z.B. bei Menschen mit Zustand nach Herz- bzw. Lungenerkrankungen sowie stressregulativen Störungen.
Durch ein Atemmuster Screening (mit Hilfe z.B. des Atemmuster Score) können ausgehend vom Hauptproblem, z.B. Überatmung, irreguläre Atemmuster, übermäßiges Nutzen der thorakalen Atmung oder übermäßiger Einsatz der Atemhilfsmuskulatur (z. B. Nacken- und Bauchmuskulatur) mit folgenden Schritten trainiert werden.
Was kann das Atemtraining in dieser Situation positiv bewirken?
- Wiedererlangung von verfügbarem Atemraum
Nach dem Infekt sind sowohl die Anzahl der verfügbaren Atemräume als auch das verfügbare Atemvolumen reduziert. Vor allem die Atemweitung in die Atemräume unten, seitlich und hinten zu den Schulterblättern werden zugunsten des Brustkorbes vorne eingeschränkt.
- Aktivierung des Zwerchfells
Passive Mobilisation des Zwerchfells und aktive Übungen helfen, den Hauptatemmuskel
zu reaktivieren und die Atemhilfsmuskulatur am Hals von Überspannung zu befreien.
- Mobilisierung der verspannten Strukturen der Rippen und der Brustwirbelsäule, des faszialen Gewebes der Lunge und der lungenumgebenden Bereiche im Brustkorb, Nacken, Oberbauch. Lockerung der verspannten Atemhilfsmuskulatur
Dies kann sowohl passiv- manuell als auch durch gezielte Bewegungsübungen erfolgen.
- Atemübungen zur Reduktion der Atemfrequenz, um die Entspannungsfähigkeit nach Belastung zu fördern.
- Atemübungen, um die Einatmung effizienter und ökonomischer zu machen.
- Atemübungen, um mittels Atempausen die Leistungsfähigkeit und Stressresillienz selbst steuern zu können.
Die Breathworld Methode von Robert Kriz und Florian Pichler setzt zu diesem Zwecken den Atemmuster Score und die Atemmustersteuerung mit einem dafür optimierten aufbauenden Programm ein.
Kontakt:
www.breathworld.at
www.physiozentrum.at
www.physio-kriz.at
PT Robert Kriz r.kriz@physio-kriz.at
PT Florian Pichler, florian@physiozentrum.at
Über die Autoren:
Robert Kriz
Physiotherapeut seit 1990, freiberufliche Tätigkeit seit 1993 mit den Schwerpunkten Orthopädie, Pain Education und somatische Lösungen im Zusammenhang mit Schmerzverarbeitungsstörungen, Angststörungen und posttraumatischem Stress-Syndrom; 1995 war er Gründungsmitglied des Österreichischen Vereins für Manuelle Physiotherapie (Mailand Konzept) und seit 1996 Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädische Traumatologische Sportmedizin; postgraduelle Ausbildungen in verschiedensten Konzepten der manuellen Physiotherapie nach Maitland, Mc Connell, Brian Mulligan und Mark Jones, Osteopathie; Arbeit und Leben werden unter anderem von Yoga und Apnoetauchen beeinflusst; seit 2011 Gastdozent an der FH IMC Krems
Florian Pichler, MSc
Physiotherapeut seit 2001, freiberuflich tätig sowie Leitung im Physiozentrum Mariahilf.
Arbeitsschwerpunkte: Management von chronischen Schmerzpatient*innen, Prävention mit Ortho-Motion: Wirbelsäulen–Screening (Spineliner), Erstellung von individuellen Belastungsprogrammen und Entwicklung von Coping Strategien, Mind-Body Ansätze, Osteopathie Ausbildung I.A.O (D.O.) sowie WSO / M.Sc DUK; Begründung der Breathworld medical Behandlungsmethode; seit 2010 Lehrender im Bereich (Orthopädie/Mental Health) an der IMC FH Krems.