150 Jahre Japanisch-Österreichische Sport-Beziehungen

„Dass Menschen durch die dem Sport innenwohnende Moral, sich nicht zum Hass gegen ihre Mitbürger verleiten lassen.“

Der Gründer des Judo, Jigoro Kano, wollte mit seinem Sport Harmonie schaffen. 1869 schließen Japan und Österreich einen Freundschafts- und Handelsvertrag. Auch in sportlicher Hinsicht entwickelt sich eine Beziehung zwischen den beiden Nationen, die bis heute anhält.

Die Beziehungen zwischen Japan und Österreich gehen auf den Abschluss eines Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrags im Jahr 1869 zurück. Nach dem Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jahr 1918 dauerte es bis 1957 bis die beiden Staaten wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen.

Zwischen Japan und Österreich gibt es nicht nur eine 150-jährige Geschichte der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehung, es gibt auch eine lange gemeinsame Sportgeschichte.

Theodor Edler von Lerch mit Ski in Japan
Theodor Edler von Lerch. Österreichischer Offizier und erster Skilehrer Japans.

In das kollektive japanische Gedächtnis hat es der alpine Skilauf geschafft. Der Name Theodor Edler von Lerch ist jedem Japaner, der je mit dem Skisport in Kontakt gekommen ist, ein Begriff. Der Grund dafür ist, dass Lerch Anfang des 20igsten Jahrhunderts den bis dahin weitgehend unbekannten Skilauf nach Japan brachte. Er war von 1910 bis 1912 als österreichischer Offizier nach Fernost entsandt. Lerch ist ein exzellenter Skifahrer und schafft es seine Begeisterung für den Sport nicht nur an das Japanische Militär weiterzugeben. Auch die zivile Bevölkerung entdeckt die neue Wintersportart für sich. Am 19. Februar 1911 wird der erste japanische Skiklub gegründet. Lerch wird zum Ehrenmitglied ernannt. An die Einführung des Alpinen Skilaufes in Takata (Fukuoka) durch Lerch erinnern heute noch ein großes Skimuseum, ein Denkmal und das jährliche Lerch-Fest im Februar. Auch die japanischen Reiseführer und Skibücher nennen Lerch stets im Zusammenhang mit der Einführung des Skilaufes.

In den 30er Jahren desselben Jahrhunderts folgt ein sportliches Kräftemessen zwischen Japan und Österreich auf einem anderen Terrain. Dieses Mal trifft man sich im Wiener Park Club im Prater. Die sportliche Disziplin heißt dieses Mal Tennis. Im Davis-Cup Österreich gegen Japan. Die Japaner gehen dabei als Favoriten in den Wettbewerb, trotzdem gelingt es den deutlich unerfahreneren Österreichern zwei Punkte zu erzielen. Die Japaner verlassen Wien Ende April 1930 mit einem 6:2 Sieg in der Tasche.

Jigoro Kano und Fürstin Ulrich Kinsky
Jigoro Kano, Vater des Judo-Sports, bei einer Soiree in Wien, mit Fürstin Kinsky.

Auch Spuren der japanischen Kampfkunst Judo finden sich schon um die Jahrhundertwende in Österreich. Da es zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen japanischen Lehrer vor Ort gibt, wird der Kampfstil eher als eine Mischform aus Ringen und Boxen plus ein paar Verteidigungsgriffen betrieben. In den Jahren 1933 und 1934 besucht der 75-jährige Gründer des Judo, Jigoro Kano, Wien. Durch diese Besuche und die Demonstrationen der japanischen Kampfkunst gewinnt Judo in Österreich stark an Popularität. Trotz seines hohen Alters beeindruckt Kano durch sein großes Kampfgeschick und durch seine Worte. Anlässlich eines Besuchs beim damaligen österreichischen Unterrichtsministers Kurt Schuschnigg sagt Kano in einem Zeitungsinterview „Ich glaube nämlich, dass diesem von mir vorgeschlagenen Sport, dem Judo, neben seiner rein körperlichen Funktion auch eine geistige Bedeutung zukommt. Ich gehe noch weiter und behaupte, dass die Propagierung dieser Sportart in allen Ländern die Völker davon abbringen würde, an Krieg zu denken.“ Leider wird seine Vision, „dass Menschen durch die dem Sport innenwohnende Moral, sich nicht zum Hass gegen ihre Mitbürger verleiten lassen“ bald durch den Zweiten Weltkrieg zunichte gemacht.

Auch in der jüngeren Geschichte gibt es noch alte japanische Sportarten die in Österreich Einzug halten. So lernte Diethard Leopold während eines Studienaufenthaltes in Japan in den 1980iger Jahren Kyudo kennen. Nach seiner Rückkehr nach Österreich, inzwischen als Träger des dritten Dan (Meistergrad), stellt er fest, dass er mit der Kunst des japanischen Langbogenschießens hier ziemlich alleine ist. 1987 gründet er den ersten österreichischen Kyudo-Verein und spannt damit einen weiteren Bogen zwischen Japan und Österreich.

Heute gibt es fast alle traditionellen japanischen Sportarten auch bei uns in Österreich. So werden Österreichisch Meisterschaften in Kendo, Karate, Aikido, Judo, Kyudo, Shogi und vielen anderen Sportarten abgehalten.

Wer sich einen Überblick über die japanischen Kampfkünste verschaffen wollte hatte dazu am 10. November in Wien Gelegenheit. (Weitere Informationen)

Plakat Demonstration japanischer Kampfkunst